R S W

HARD WIRED #96

 

 

 

Vic Vaughn sitzt wie gewohnt in der grün-schwarzen Studiokulisse.

 

„Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Hard Wired! Ich bin Vic Vaughn und wenn ihr glaubt, die Spannung der letzten Wochen sei noch zu überbieten – dann habt ihr recht. Dwight Clifton und Jason N Geniousja, wirklich, gezwungenermaßen Seite an Seite – holen den Sieg gegen Zero-G-Champion Duran Arlington und Phil Turner. Und damit steht es fest: Bei Full Force Impact werden sich Arlington, Clifton und JNG in einem Triple Threat Match um den Titel gegenüberstehen!“

 

Ein kurzer Split-Screen zeigt das Finish noch einmal in Zeitlupe, daneben die Matchgrafik für Full Force Impact. Dann wieder zurück zu Vaughn.

 

„Aber das ist nicht alles – denn wir stehen am Beginn eines historischen Moments. Der Full Force Titel kehrt zurück! Und mit ihm ein Turnierformat, das so erbarmungslos wie einfach ist: Acht Männer. K.o.-System. Keine zweite Chance. Wer verliert, fliegt. Wer gewinnt, rückt vor. Und am Ende erwartet uns beim Pay-Per-View ein neues Gesicht an der Spitze… ein für Rising Star Wrestling neues Gesicht wurde bei der letzten Ausgabe auch in Form eines Videos angekündet.“

 

Schwarzweißbilder: Eine massive Gestalt unter Dampf. Kniestöße. Shootfight-Käfige. Titelgürtel mit japanischer Gravur. Ein Dragon Sleeper. Der „Pool of Agony“. Fans, die regungslos zusehen.

 

„Er war der Dämon von Osaka. Der Gaijin-Koloss, der mehrfach den Turmoil Grand Prix gewann. Und der jetzt, nach über einem Jahrzehnt, nach Nordamerika zurückkehrt. Der Gewinner des Yokohama Shootfighting Bowl IX. Der Träger diverser Tag Team und Einzeltitel auf dem ganzen Planeten. Sein Name ist Halo und er wird heute sein Debüt bei Rising Star Wrestling feiern. Vorher schalten wir aber erstmal in die Halle, wo Lew Anderson und Ghodirah sich im Ring niedergelassen haben“

 

 

 

Schalte zum furchteinflößenden Gespann in der Halle, Lew Anderson ergreift das Wort.

 

„Letzte Woche hat Ghodirah einen Mann in unter einer Minute zerstört. Davor? Dasselbe. Und nächste Woche beginnt ein Turnier, von dem alle Welt spricht – ein Turnier, das angeblich offen ist.“

 

Er macht eine Pause, schüttelt langsam den Kopf.

 

„Lasst mich euch etwas sagen: GAR NICHTS ist offen. Dieses Turnier ist keine Herausforderung für Ghodirah. Es ist eine Formalität. Eine Liste von Namen, die abgearbeitet werden müssen.“

 

Einzelne Buhrufe. Anderson verzieht keine Miene.

 

„Aber bevor wir dort einsteigen, möchten wir heute eine Kleinigkeit klären. Gibt es hier IRGENDJEMANDEN… der mehr als sechzig Sekunden durchhält???“

 

Er tritt einen Schritt vor, blickt direkt in die Kamera.

 

„Also, Vancouver – habt ihr jemanden für uns? Irgendeinen Kämpfer, der NICHT zusammenbricht wie ein Pappkarton? Irgendein Namen, irgendein Kerl, der nicht sofort zu Boden geht, wenn Ghodirah ihn berührt?“

 

Anderson senkt das Mikro leicht, hebt die freie Hand.

 

„Wir haben genug von Fliegengewichten. Wie wäre es mit einer etwas größeren Herausforderung?“

 

Er lässt das Mikrofon fallen. Der Hallenlärm schwillt an. Ghodirah bleibt starr, die Augen zum Eingang gerichtet. Die offene Herausforderung ist ausgesprochen. Lew Anderson hebt langsam den Blick zur Rampe, die Halle wartet.

 

Dann: dumpfe Hip-Hop-Beats setzen ein. Auf dem Titantron blenden nach und nach einzelne Lettern ein – in weißer Schrift auf schwarzem Grund, im Takt des Beats:

 

J – S T A R R

 

Die Halle explodiert.

 

Franky van Beuyten: „ER IST ZURÜCK!“

 

Luke Miller: „DAS IST J-STARR! J-STARR IST ZURÜCK BEI RISING STAR WRESTLING!“

 

Ein Spot schneidet auf die Stage – dort steht er. Zwei Meter groß, schlaksig, athletisch, mit lockerem Gang, das Mikrofon bereits in der Hand.

 

Franky van Beuyten: „Der zweifache Dual Impact Champion – ein Urgestein dieser Liga – J-Starr ist zurück! Und er kommt mit einer Botschaft… das Mikro schon in der Hand!“

 

J-Starr bleibt oben auf der Rampe stehen. Der Beat läuft weiter. Der New Yorker blickt direkt in den Ring zu Ghodirah und hat auf dem Weg zum Ring einen Freestyle für ihn parat:

 

Ghodirah, you want a fight? Then brace for pain.

J-Starr is back – R-S-Dub in my vein.

Hard Wired is my house, the ring is my stage,

And I spit truth louder than your monster rage.

 

You weigh three-eighty? I don’t give a damn.

I’m six-foot-six with a two-fist slam.

This ain’t size, this is soul and flame

Fighting spirit runnin’ hot through my vein.

 

You want a war? I bring a storm tonight.

You better pray these ropes hold tight.

When I hit, you drop – and that’s a fact.

The hurricane’s here – J-Starr is back!“

 

Die RSW-Arena rastet aus als J-Starr das Mikro wegfeuert und über die Rampe in den Ring gerannt kommt.

 

Franky van Beuyten: „MIIIIIC DROP! LET’S GO!“

 

Referee Chris Barrington, der sich die ganze Zeit auf dem Platz neben dem Zeitnehmers befand, rutscht nun hastig selbst in den Ring und realisiert, dass es schneller losgeht, als ihm lieb ist – beim Eintreffen J-Starrs in den Ring lässt er den Kampf einfach sofort anläuten.

 

 

 

 

 

Singles Match – 1 Fall – 30 Minutes Time Limit

GHODIRAH -VS- J-STARR

Referee: Chris Barrington

 

 

 

 

Der Gong schlägt, fast im selben Moment wie der erste Punch landet. J-Starr hämmert dem Riesen eine Rechte ins Kinn, dann eine Linke in die Brust, wieder eine Rechte. Die Fans stehen wie elektrisiert…

 

Franky van Beuyten: „DAS IST WAHNSINN! J-STARR PRÜGELT LOS!“

 

Luke Miller: „DER HAT GHO… DER HAT GHO-DI-RAH TATSÄCHLICH EINEN SCHRITT ZURÜCKGEDRÄNGT! DIE HALLE FLIPPT AUS!“

 

Ghodirah wankt. Er steht noch, ja – aber er steht nicht mehr so fest. Die ersten Schläge überraschen ihn. Er hebt die Arme, will sich sortieren – aber J-Starr bleibt dran wie Terrier Vogts im WM-Finale 74. Ein Kick gegen den Oberschenkel. Noch ein Schlag gegen die Rippen. Ghodirah rudert zurück, der Ringboden bebt unter seinem Gewicht. Die Zuschauer brüllen und J-Starr zeigt keine Angst.

 

Franky van Beuyten: „DER KERL IST ZWEI METER GROSS UND HAT DAS HERZ EINES LÖWEN!“

 

Die Kamera fängt den Blick von Lew Anderson am Ringrand ein – fassungslos, mit offenem Mund. Das war nicht der Plan, denn das hier ist ein richtiger Kampf. Ghodirah wankt tatsächlich! Er taumelt rückwärts, prallt gegen die Ringecke, als hätte er vergessen, wie viel Ring es hinter ihm gibt. Die Fans rasten aus, einige springen von den Sitzen. J-Starr folgt sofort nach. Er nimmt Anlauf, springt auf den mittleren Turnbuckle. Dann hämmert er die erste Faust auf Ghodirahs Schädel. Die Halle beginnt zu zählen.

 

„ONE! TWO! THREE! FOUR! FIVE!“

 

Ghodirah steht einfach da, unter Schlägen begraben. J-Starr macht weiter.

 

„SIX! SEVEN! EIGHT! NINE!“

 

Und dann…

 

„TEN!“

 

Die Menge tobt. J-Starr hebt beide Fäuste in die Luft, schreit seine ganze Energie raus – doch genau in diesem Moment passiert es. Ghodirahs Kopf schnellt hoch. Seine gewaltigen Pranken fahren nach oben – packen J-Starr um die Hüften. Ein einziger Schritt aus der Ecke, mit dem ganzen Gewicht. J-Starr rudert mit den Armen, versucht, das Gleichgewicht zu halten – aber es ist zu spät. Ghodirah hebt ihn hoch und mit einem Urschrei, der durch die gesamte Arena hallt schleudert er ihn mit einer Powerbomb quer durch den Ring.

 

Franky van Beuyten: „OH GOTT! ER HAT IHN WIRKLICH… ER HAT IHN WIE EINEN SANDSACK DURCH DEN GANZEN RING GEWORFEN!“

 

Luke Miller: „J-STARR FLIEGT – GHODIRAH HAT GENUG VON DER SHOW!“

 

J-Starr rollt sich nicht, er bleibt liegen. Chris Barrington duckt sich kurz, will den Zustand prüfen – doch Ghodirah hebt bereits eine Hand. Der Koloss dreht sich einmal langsam um die eigene Achse, lässt das Publikum sehen, was er gerade getan hat. Er beugt sich langsam nach vorn, greift J-Starr am Nacken und zerrt ihn wieder hoch wie ein Möbelstück, das aus dem Weg geräumt werden soll. J-Starr hängt schwer in Ghodirahs Griff, der Koloss drückt ihn leicht gegen die eigene Brust, bringt ihn in Position, dann kracht ein gewaltiger Knee Lift in seine Rippen. J-Starr zuckt zusammen, seine Hände schlagen instinktiv gegen Ghodirahs Rumpf – doch sie haben keine Wirkung. Ghodirah hält ihn aufrecht, hebt ihn erneut an, dieses Mal tiefer, mit beiden Armen umschlungen, hebt ihn quer über den Oberkörper und schleudert ihn mit einem brachialen Powerslam auf die Matte. Der Ringboden scheppert, die Fans schrecken auf. Ghodirah richtet sich langsam auf und bleibt dann einfach stehen. Er schaut hinunter auf J-Starr, dessen Brust sich hebt und senkt. Ein Moment vergeht. J-Starr ringt nach Luft, aber er bewegt sich. Ghodirah bewegt sich nicht.

 

Franky van Beuyten: "Ghodirah zersägt ihn in Etappen. Zentimeter für Zentimeter."

 

Luke Miller: "J-Starr hat die Halle elektrisiert – und jetzt kämpft er mit den Schmerzen."

 

J-Starr hebt eine Faust, stützt sich mit der anderen Hand am Ringboden ab und schiebt sich nach oben. Die Zuschauer toben. Ghodirah steht über ihm.

 

Luke Miller: "ER KOMMT HOCH! J-STARR KOMMT TATSÄCHLICH HOCH!"

 

Franky van Beuyten: "DAS IST DER WAHNSINN! J-STARR GIBT NICHT AUF!!"

 

Ghodirah hebt eine Pranke, will den nächsten Schlag setzen, – doch J-Starr taucht ab. Er rutscht seitlich an Ghodirah vorbei, federt aus der Drehung heraus in die Seile, und ehe sich der Riese ganz umdrehen kann, trifft ihn ein präziser Dropkick gegen die Brust. Ghodirah wankt. Das Publikum springt auf. J-Starr kommt sofort wieder auf die Beine, schleudert einen rechten Haken gegen die Rippen, dann eine linke Gerade gegen die Brust, wieder eine Rechte ans Kinn – Schlag für Schlag drängt er Ghodirah ein weiteres Stück zurück. Die Masse tobt. J-Starr beißt die Zähne zusammen, schlägt erneut zu, wuchtet die Faust gegen den Riesen, als hinge sein Leben davon ab – und für einen Moment steht Ghodirah nicht mehr so sicher wie zuvor. Die Crowd dreht komplett durch J-Starr wirkt wie elektrisiert.

 

Luke Miller: "Er treibt ihn tatsächlich zurück! Ghodirah hat den Halt verloren – J-Starr bringt Bewegung in diesen Monolithen!"

 

Franky van Beuyten: "Der Kerl war vor einer Minute noch platt wie ne Flunder und jetzt schlägt er Ghodirah durch den Ring!"

 

Luke Miller: "Der Wille, der Drive, diese verdammte Entschlossenheit – das ist es, was J-Starr immer ausgezeichnet hat!"

 

J-Starr holt zum nächsten Schlag aus, sein ganzer Körper unter Strom, die Fans schreien ihn nach vorne – doch da bewegt sich Ghodirah. Plötzlich und ohne jede Ankündigung schnellt er aus dem Rückwärtsgang hervor, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Ein einziger Schritt und die Clothesline trifft mit der Wucht eines Güterzugs. Ghodirahs Arm pfeift durch die Luft, bohrt sich quer durch J-Starrs Oberkörper und hebt ihn vom Boden ab, schleudert ihn in einem absurden Bogen durch den Ring. Der Impact ist so brutal, dass J-Starr in der Luft rotiert, mit dem Rücken und dem Hinterkopf gleichzeitig aufschlägt. Die Zuschauer schreien auf.

 

Franky van Beuyten: "J-Starr wurde förmlich aus der Luft geschnitten!"

 

Ghodirah geht sofort hinterher, packt J-Starr am Oberkörper und zieht ihn in die Höhe. Dann greift er ihn herum, dreht sich ein, schleudert ihn mit irrsinniger Kraft über die eigene Schulter – Ghodirannihilation! J-Starr klatscht mit voller Wucht auf, der ganze Ring ächzt unter dem Gewicht des Aufpralls. Ghodirah legt einen Unterarm quer über J-Starrs Brust. Referee Chris Barrington geht zu Boden.

 

ONE!

 

Die Halle hält den Atem an.

 

TWO!

 

Ein letztes Zucken vielleicht.

 

THREE.

 

Sieger nach 02:48 Minuten via Pinfall: Ghodirah

 

 

Der Gong schlägt, Ghodirah erhebt sich langsam. J-Starr liegt reglos da, der große Moment – begraben unter 175 Kilo Zerstörung.

 

Franky van Beuyten: "Der Hype war echt. Die Energie war da. Aber gegen diesen Ghodirah war das alles… zu wenig."

 

Luke Miller: "Wenn das ein Vorgeschmack aufs Turnier war, will ich das Finale eigentlich gar nicht mehr sehen."

 

 

 

BACKSTAGE

 

Sandra Palmer steht neben Zero-G-Champion Duran Arlington.

 

Sandra Palmer: „Duran, letzte Woche bei Hard Wired musstest du im Main Event den Pinfall und die Niederlage einstecken. Dadurch steht fest: Bei Full Force Impact wirst du deinen Zero-G Title in einem Triple Threat Match gegen Jason N Genious und Dwight Clifton verteidigen. Wie bewertest du die Situation?“

 

Arlington hebt langsam den Kopf.

 

Duran Arlington: „Ich könnte jetzt sagen, dass Clifton miese Tricks angewandt hat. Dass er Phil Turner feige vom Apron gezogen hat. Dass wir das Match deshalb verloren haben… Aber das wäre mir zu einfach. Ich steh hier nicht, um Ausreden zu finden oder zu jammern.“

 

Er blickt entschlossen zu Sandra Palmer.

 

„Weißt du, mein Leben war nie ein sauberer Pfad. Da lagen keine Steine – da lagen Felsen. Und nicht irgendwo am Wegesrand. Sie wurden mir vor die Füße geschleudert. Immer und immer wieder. Als Kind. Im Training. In jeder Promotion, die mir gesagt hat: ‚Du bist nicht gut genug.‘

 

Er greift mit der freien Hand an den Titel.

 

„Ich hab mich durchgekämpft. Immer. Ich hab mir jede verdammte Chance erkämpft, weil niemand mir was gegeben hat. Und jetzt bin ich der Zero-G Champion. Nicht Clifton. Nicht Genious. ICH. Ich trag diesen Gürtel, weil ich weiß, was es heißt, immer wieder aufzustehen.“

 

Seine Stimme bebt.

 

„Jetzt muss ich den Titel gegen zwei Gegner verteidigen, die mit allen Wassern gewaschen sind. Aber ich werd da rausgehen und egal, wie viele Felsen sie mir in den Weg werfen – ich werde sie alle zertrümmern. Alle. Weil ich weiß, was ich kann. Und wenn ich bei Full Force Impact diesen Ring betrete, dann wird die ganze Welt sehen: Dieser Titel ist kein Zufall. Diesen Titel… habe ich mir verdient.“

 

Ein letzter, ernster Blick in die Kamera, dann verlässt Arlington das Bild.

 

 

 

Franky van Beuyten: "Flammende Rede von Arlington, der eine echte Herausforderung vor der Brust hat!"

 

Luke Miller: "Und das trifft auch auf den Mann zu, der hier gerade zum Ring kommt: Brian Flare trifft auf den RSW-Debütanten Halo – einen Debütanten mit reichlich Vorschusslorbeeren."

 

Die letzten Klänge von Brian Flares Entrance Theme verstummen, als dieser sich in der Ringecke bereits mit Lockerungsübungen warmmacht. Das Raunen in der Arena nimmt zu. Viele Fans sind aufgestanden, die Kameras sind gezückt, als die Hallenbeleuchtung plötzlich aussetzt.

 

„Full On“ von Toshi Iseda setzt ein. Inmitten des aufsteigenden Nebels wird der Eingangsbereich nur spärlich beleuchtet. Ein rotes Licht von schräg oben bricht durch den Rauch. Die ersten Umrisse werden sichtbar. Dann tritt er ins Licht.

 

Die Reaktionen im Publikum kippen schlagartig – es ist kein Jubel, sondern diese seltene Mischung aus Staunen und Respekt, wie sie nur in wenigen Momenten zu spüren ist.

 

Dort steht er: Halo. Breitbeinig und schwer atmend. Sein massiger Körper wirkt wie eine Maschine im Standby-Modus – 1,91 Meter groß, 152 Kilogramm schwer. Der rot-schwarze Ringeranzug, eng anliegend, hebt den wuchtigen Brustkorb hervor. Schwarze, geschnürte Stiefel, Kniebandagen, Tape an den Handgelenken. Sein Gesicht ist kantig, der Blick finster. Mit schwerem Schritt beginnt er seinen Gang zur Rampe hinunter. Die Zuschauer am Gang weichen nicht zurück, aber sie sagen auch nichts.

 

Franky van Beuyten: "Was für eine imposante Erscheinung! Dieser Mann hat über ein Jahrzehnt lang das japanische Wrestling dominiert und wir werden heute Zeugen seiner Rückkehr nach Nordamerika…"

 

Am Ring angekommen bleibt er für einen Sekundenbruchteil stehen. Dann steigt er mit einem tiefen Ausfallschritt auf den Apron, greift sich das mittlere und obere Seil, zieht sich hoch – ein Bild der Spannung, als würde man einen Bogen aufziehen – und steigt schließlich durch die Seile in den Ring. Halo geht langsam in die hintere Ecke, stellt sich aufrecht hin. Die Musik wird leiser, hallt noch für ein paar Sekunden nach. Brian Flare fixiert ihn, ohne zu blinzeln. Man sieht, dass er sich auf alles vorbereitet hat – aber nichts davon scheint in diesem Moment mehr sicher. Halo atmet einmal tief durch, hebt leicht das Kinn. Seine Finger öffnen sich, dann schließen sie sich wieder zur Faust. Al Sheppard prüft beide Kämpfer, gibt das Zeichen. Dann der Blick zur Zeitnehmerposition.

 

 

 

 

Singles Match – 1 Fall – 30 Minutes Time Limit

BRIAN FLARE -VS- HALO

Referee: Al Sheppard

 

 

 

 

Kaum hat der Gong geschlagen, stapft Halo los – Brian Flare will sich bewegen, will in Schwung kommen, doch der erste Kontakt kommt schneller, als er reagieren kann: Ein wuchtiger Elbow aus dem Nichts. Halo trifft Flare am Jochbein, lässt ihn taumeln, packt sofort nach – ein harter Leberhaken mit der Rechten, dann ein kurzer, aber brutaler Forearm ins Gesicht.

 

Franky van Beuyten: "Halo rammt und zerstampft. Brian Flare kriegt hier die volle Breitseite serviert."

 

Halo drängt Flare in die Ecke, schiebt ihn dort regelrecht mit dem Körper zusammen, legt den Unterarm quer über die Kehle – Al Sheppard zählt an, aber Halo lässt sich Zeit, bis vier. Dann ein explosiver Chop. Die ganze Halle hört’s. Flare sackt zusammen. Halo zieht ihn grob wieder hoch, verpasst ihm einen Headbutt, der ihn erneut taumeln lässt. Mit einem Ruck packt Halo ihn sich, hebt ihn an – Exploder Suplex! Flare fliegt quer durch den Ring, schlägt auf und bleibt liegen.

 

Halo richtet sich auf. Er geht hinterher, zieht Flare mit beiden Händen wieder hoch, hebt ihn aus der Hüfte – Whip-In und… Spinebuster! Der Ring bebt, Flare krümmt sich. Die Crowd zuckt zusammen. Flare will sich aufrichten – doch Halo steht schon wieder über ihm. Bereit für den nächsten Einschlag.

 

Brian Flare merkt, dass Halo sich langsam nähert und rollt sich unter dem nächsten Tritt hinweg, springt auf, federt in die Seile. Halo dreht sich um, da trifft ihn Flare schon mit einem tief angesetzten Dropkick gegen das Knie. Der Koloss knickt leicht ein, muss einen Schritt zurück.

 

Flare bleibt in Bewegung. Er federt erneut in die Seile, springt ab, Springboard Enzuigiri! Die Ferse trifft Halo am Ohr. Der Riese torkelt, bleibt zwar auf den Beinen, aber der Kopf schnellt zur Seite. Die Fans wittern plötzlich Hoffnung. Flare drückt weiter aufs Gas, springt aufs zweite Ringseil – Springboard Back Elbow! Halo fällt! Zum ersten Mal seit Matchbeginn knallt der Hundertfünfzig-Kilo-Brocken zu Boden und die Halle explodiert.

 

Franky van Beuyten: "Flare hat das Momentum! Halo liegt!"

 

Luke Miller: "Brian Flare macht genau das, was man tun muss: ihn nicht atmen lassen, nicht denken lassen – einfach feuern!"

 

Flare springt aufs oberste Seil… Guillotine Legdrop!!! Er trifft! Und bleibt zum Cover auf Halo liegen – der Referee ist sofort da.

 

ONE!

 

TWO!

 

KICKOUT!

 

Halo stößt Flare mit einem Ruck von sich, schleudert ihn regelrecht durch die Luft. Doch die Fans jubeln: Brian Flare hat ihm zugesetzt. Zum ersten Mal. Der 1,91 Meter große Koloss schiebt sich vom Boden hoch, lässt die Schultern knacken und stößt ein Knurren aus. Dann stapft er los. Zwei Schritte, drei – Flare steht, sieht ihn kommen – zu spät. Halo rammt ihn mit einer brutalen Lariat nieder. Flare überschlägt sich rücklings, schlägt hart auf. Die Fans zucken zusammen, als der Aufprall durch den Ring dröhnt. Flare versucht sich zu retten, kriecht in die Ecke, doch Halo ist schon im Anlauf und mit einem tiefen, unheilvollen Schrei fährt er wie ein Güterzug in die Ecke.

 

Avalanche!!!

 

Flare verschwindet regelrecht zwischen Halos Brustkorb und den Turnbuckles. Die Ringseile zittern, Al Sheppard zuckt zusammen, die Zuschauer stöhnen hörbar auf. Halo reißt die Arme hoch, bäumt sich auf, atmet schwer – und schaut dann hinunter auf Brian Flare.

 

Franky van Beuyten: "Halo zerstört hier gerade alles, was Flare aufgebaut hatte – und zwar mit einer einzigen Bewegung."

 

Halo reißt Flare mit einem Griff in den Nacken zurück auf die Beine und zerrt ihn herum. Ein harter Kniestoß dröhnt gegen Flares Bauch, lässt ihn nach vorne klappen. Dann hebt Halo ihn an der Hüfte leicht an, dreht ihn in der Luft – Backbreaker! Flares ganzer Körper biegt sich grotesk über Halos massiven Oberschenkel, bevor er zu Boden klatscht.

 

Franky van Beuyten: "Er hat ihn fast in zwei Hälften gebrochen!"

 

Halo bleibt stehen. Es ist diese bedrohliche Ruhe, in der man weiß: Das Schlimmste kommt erst. Flare krümmt sich, hustet, ringt nach Luft. Halo macht einen Schritt zurück, springt leicht ab – Running Back Elbow, direkt in den Nacken. Flare kippt vornüber, sackt auf die Knie.

 

Franky van Beuyten: "Der Junge ist TOUGH – aber das hier ist was anderes. Das hier ist Halo."

 

Luke Miller: "Das hier ist Godzilla auf zwei Beinen – und Brian Flare ist das Hochhaus!"

 

Halo zieht ihn an den Haaren hoch. Dann packt er ihn um die Hüfte, hebt ihn an – Belly to Belly Suplex. Flares Körper schlägt flach auf die Matte, die Halle zuckt mit.

 

Franky van Beuyten: "Was für eine unbändige Kraft! Brian Flare hat keine Chance…"

 

Halo zieht Flare mit beiden Armen hoch. Der hängt nur noch da, doch Halo bleibt unerbittlich. Er greift zu – Front Suplex aufs Knie! Flares Körper knickt brutal zusammen, ein Geräusch entweicht ihm, als seine Rippen auf Halos Oberschenkel krachen. Der Aufprall ist hässlich. Flare sackt auf den Boden, rollt sich zur Seite, den Arm um die Rippen geschlungen. Halo geht zwei Schritte zurück, beobachtet die Szene mit düsterem Blick.

 

Franky van Beuyten: "Flares Körper funktioniert nur noch aus Gewohnheit."

 

Doch wieder kein Cover. Brian Flare kriecht auf allen Vieren durch den Ring, wie in Trance. Die Kamera fängt sein Gesicht ein – glasige Augen, blutunterlaufene Lippen, Schweiß tropft von der Stirn auf die Matte. Hinter ihm erhebt sich Halo.

 

Franky van Beuyten: "Wenn du diesen Blick siehst… dann weißt du, dass du dich besser verabschiedest."

 

Halo geht langsam auf Flare zu, zieht ihn ein letztes Mal hoch. Flare taumelt, kann sich kaum auf den Beinen halten. Ein letzter verzweifelter Versuch – ein schlapper Schlag gegen Halos Brust. Ein Tritt in den Magen und Flare klappt zusammen, Halo zieht ihn hoch, greift unter den Arm, dreht ihn ein. Dann kommt die finale Bewegung:

 

POOL OF AGONY.

 

Die Inverted Tazmission sitzt sofort. Halo reißt Flare nach hinten, zieht ihn mit purer Wucht zu Boden, die massigen Beine drücken sich über Flares Oberkörper, der Arm um den Hals gepresst. Flare zappelt. Dann immer weniger. Al Sheppard ist sofort zur Stelle. Er ruft ihm zu, prüft die Arme – und dann hebt er sie und lässt schnell abläuten.

 

Sieger nach 04:02 via Submission: Halo

 

 

Der Ringgong hämmert durch die Halle. Halo löst den Griff erst nach zwei Sekunden, steht dann auf. Er blickt in die Kamera, als würde er durch das Objektiv die nächsten Gegner scannen. Die Musik setzt ein.

 

Luke Miller: "Willkommen zurück in Nordamerika, Halo. Rising Star Wrestling hat einen neuen Endgegner!"

 

 

 

STUDIO

 

Vic Vaughn sitzt vor der Studiowand.

 

„Meine Damen und Herren… was. Für. Ein. Debüt. Halo ist zurück in Nordamerika – und er hat heute Abend gezeigt, warum man ihn in Japan eine Legende nennt. 152 Kilogramm geballte Erfahrung, Härte und Zerstörung. Brian Flare bekam heute die volle Breitseite zu spüren.“

 

Vic lehnt sich leicht vor.

 

„Aber das war nicht der einzige Brocken, der heute Eindruck gemacht hat: J-Starr – zurück in Vancouver, zurück bei Rising Star Wrestling – und er hatte den Mut, Ghodirah von Angesicht zu Angesicht herauszufordern! Eine Attacke, ein Freestyle-Rap, ein wilder Kampf – aber auch er musste am Ende anerkennen: Ghodirah ist und bleibt eine Urgewalt.“

 

Kurze Pause.

 

„Wir haben heute zwei dominante Schwergewichte in Aktion gesehen – und das bringt uns zum nächsten Thema: Der Schwergewichtstitel wird zurückkehren. Owen Parkman wird uns nun mitteilen, wer außer Ghodirah noch ins Turnier einsteigt, das schon bei der nächsten Ausgabe Hard Wired beginnt.“

 

 

 

Die Kameras fangen die gespannte Stimmung in der Halle ein. Auf dem Mattschwarz des Rings hebt sich das grün leuchtende RSW-Logo ab. Im Ring steht Owen Parkman, das Sakko sitzt perfekt.

 

Owen Parkman: „Rising Star Wrestling hat sich neu erfunden. Aber eine Sache bleibt unverändert: Wer den Full Force Title trägt, ist der König. Und nächste Woche beginnt die Jagd auf den wichtigsten Titel dieser Liga.“

 

Parkman lässt die Fans kurz jubeln, dann hebt er die Hand.

 

„Wir werden acht Männer in dieses Turnier schicken. Zwei Viertelfinals bei Hard Wired 97, zwei bei Hard Wired 98. Und das Ganze im KO-System. Ich fange von hinten an. Bei Hard Wired 98.“

 

Der Titantron flackert erneut auf – langsam baut sich die Grafik des Turnierbaums auf. Zunächst noch leer, dann füllt sich das erste Viertel mit den Worten:

 

GHODIRAH -VS- PHIL TURNER

 

„Der vielleicht gefährlichste Mann im Roster gegen einen der standhaftesten Wrestler, die wir je hatten. Ghodirah gegen Phil Turner. Technik gegen Masse.“

 

Franky van Beuyten: „Wenn Turner das schafft, dann bau ich ihm eine Statue vor der Arena!“

 

Luke Miller: „Oder Ghodirah baut sich ein Denkmal aus zerbrochenen Rippen – das wird ein harter Kampf, Franky.

 

Parkman fährt fort, die Hand schon in Richtung Leinwand ausgestreckt.

 

„Ebenfalls bei Hard Wired 98: Zwei Persönlichkeiten, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Der ehemalige Boxer und Muskelprotz gegen den Heimkehrer.“

 

Die zweite Match-Paarung taucht auf:

 

JACK VEGAS -VS- J-STARR

 

Luke Miller: „Das vielleicht lauteste Duell des ganzen Turniers!“

 

Franky van Beuyten: „Wir werden nicht nur erfahren, wer die größere Klappe hat, sondern auch, wer sportlich liefert.“

 

Parkman geht einen Schritt auf die Seile zu und blickt in Richtung Entrance Stage.

 

„Aber auch beim nächsten Hard Wired, Ausgabe Nummer 97, wird’s knallen. Die Rückkehr des Monsters aus Japan – Halo. 152 Kilo purer Wahnsinn. Und sein Gegner? Der arroganteste Franzose seit Louis XIV!“

 

Der nächste Slot füllt sich:

 

HALO -VS- FRANÇOIS LEGRAND

 

Luke Miller: „Mal schauen, ob LeGrand danach immer noch das Publikum beleidigt oder ob Halo ihm das Großmaul stopft!“

 

Parkman kommt zum letzten Match.

 

„Und dann der Main Event bei Hard Wired 97. Eine Paarung, die für Spannung sorgt. Denn nur einer der beiden ist uns bekannt. Der andere… wird eine Überraschung.“

 

Die Leinwand beginnt sich zu füllen.

 

SCOTT TREVIN

 

Kurze Pause. Die Crowd raunt. Dann erscheinen langsam die nächsten Worte:

 

-VS- ???

 

„Scott Trevin. Der Psychomaniac, der schon vor einem Jahrzehnt bei RSW den höchsten Titel getragen hat. Und nächste Woche wird er auf einen Gegner treffen, den niemand kommen sieht. Ein Gegner, den ich selbst ausgewählt habe.“

 

Franky van Beuyten: „Wen wird er da aus dem Hut zaubern?“

 

Luke Miller: „Wir erleben hier Überraschungen am Fließband und da scheint noch mal was richtig großes auf uns zuzukommen!“

 

Parkman lässt das Mikro sinken. Der Turnierbaum steht. Die Halle ist laut. Die Erwartungen sind gesetzt.

 

 

Der Full Force Title kehrt zurück. Und wer ihn will – der muss sich ihn holen. Mit Blut. Schweiß. Und dem Mut, auch dann weiterzugehen, wenn alle anderen längst gefallen sind. Doch für heute sind wir längst noch nicht durch, denn drei der acht Teilnehmer im Full Force Title Tournament werdet ihr – heute Abend – noch in Aktion sehen!“

 

Lautes Raunen in der Halle, einzelne Chants branden auf. Parkman hebt den Finger.

 

„Jack Vegas. François LeGrand. Phil Turner. Alle mit einem Ziel: Full Force Gold. Und sie alle werden gleich den Ring betreten – im heutigen Main Event.“

 

Er macht eine kurze Pause, schaut mit einem leichten Grinsen zur Stage.

 

„Und weil Vancouver heute sowieso schon Kopf steht… dachte ich, wir gehen noch einen Schritt weiter. Ein bisschen Nostalgie gefällig? Dann haltet euch fest – denn der Vancouver Express ist wieder vereint!“

 

Die Halle explodiert. Fans springen auf, klatschen, schreien, jubeln. Der Name allein reicht, um den Dome beben zu lassen.

 

„Paul Delacroix ist zurück. Und heute Abend feiert er sein Comeback, Seite an Seite mit Phil Turner. Der Vancouver Express ist wieder vereint. Zwei der beliebtesten Kämpfer, die diese Stadt je hervorgebracht hat. Und heute Abend heißt es: Vorhang auf. Bühne frei. Lasst sie laufen!“

 

Franky van Beuyten: „Paul Delacroix – der verlorene Sohn kehrt heim!“

 

Luke Miller: „Vancouver Express ist wieder da, und sie sind HUNGRIG!“

 

Die Kamera zoomt auf Parkman, der das Mikro nun endlich sinken lässt, während die Crowd tobt. Im Hintergrund beginnt schon das Lichtspiel. Es ist angerichtet. Kaum verschwindet Parkman durch den Vorhang, beginnt ein bekanntes, kraftvolles Gitarren-Riff über die Lautsprecher zu kreischen. Die Halle steht sofort Kopf. Einblendung auf dem Titantron:

 

VANCOUVER EXPRESS“

 

Grün-weiße Lichter schießen durch die Halle. Phil Turner tritt als Erster auf die Rampe. Er trägt seine klassische Gear mit den kanadischen Emblemen, die Haare akkurat gekämmt, der Blick fokussiert. Die Fans lieben ihn und er saugt diese Energie auf. Für einen Moment bleibt er stehen, legt sich die Hand über die Augen und blickt durch die Halle. Dann explodiert der Titantron förmlich – „PAUL DELACROIX“ blinkt in großen Lettern auf.

 

Delacroix tritt heraus und die Halle explodiert.

 

Franky van Beuyten: „DAS IST ER WIRKLICH! Paul Delacroix! Der Vancouver Express ist wieder da, vereint, lebendig, stärker denn je!“

 

Luke Miller: „Ein Gänsehaut-Moment!“

 

Delacroix bleibt neben Turner stehen, beide blicken einander an. Dann marschieren sie die Rampe hinunter, getragen vom tosenden Applaus des Publikums. Ein Moment, den man spüren kann. Ein Heimspiel. Unter großem Jubel betreten beide erstmals wieder vereint den Ring.

 

Die Euphorie in der Halle ist noch nicht abgeklungen, als das Licht plötzlich erlischt. Für einen Moment herrscht komplette Dunkelheit. Dann flammt der Titantron in sattem Violett auf. Dazu erklingen die ersten epischen Töne von „Here“ von VAST. Ein weißer Spot leuchtet auf der Stage auf – dort steht er: François LeGrand.

 

Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, das Kinn leicht erhoben. Sein Outfit darunter ist klassisch schwarz mit violett-goldenen Applikationen, sein Blick wie gemeißelt. Ohne ein einziges Wort signalisiert er Überlegenheit. Die Fans in Vancouver lassen ihn lautstark wissen, dass sie anderer Meinung sind.

 

Franky van Beuyten: „Da ist er, le roi de l’arrogance persönlich. François LeGrand. Und ich wette, er hat auf der Fahrt zur Halle jedes Ortsschild mit ’British Columbia’ drauf als persönliche Beleidigung empfunden.“

 

Luke Miller: „Wenn Hochmut Flügel hätte, würde LeGrand direkt in den Kronleuchter krachen!“

 

LeGrand beginnt seinen Gang zum Ring mit bedächtigen, theatralischen Schritten. Immer wieder mustert er die Zuschauer mit einer Mischung aus Ekel und Mitleid. Kurz vor dem Ring hält er an, schließt die Augen, atmet tief durch – als müsse er sich selbst auf die Niederungen des nordamerikanischen Bodens vorbereiten. Dann zieht er mit einem Ruck den Umhang ab, übergibt ihn einem ringside wartenden Helfer wie ein Kunstwerk – und erklimmt die Ringtreppe mit einer Körperspannung, die jeder Pose eines römischen Feldherren Konkurrenz macht. Im Ring stellt er sich in die Mitte, reckt eine Faust in die Luft. Die Kamera fährt noch einmal nah an sein selbstgefälliges Grinsen heran.

 

Kaum ist François LeGrand zur Ruhe gekommen und hat sich in der Ecke des Rings positioniert, da verdunkelt sich erneut die Halle. LeGrands violette Beleuchtung wird abgelöst von einem gleißenden Blitz aus grellem Gold, Silber und Neonrot. „Jack Vegas“ von Mnemic hämmert durch die Halle – der Titantron explodiert in Bildern von Dollarscheinen, Würfeln, Pokerchips und einer Sonnenbrille, die langsam auf einen stählernen Gesichtsausdruck herabgesenkt wird. In fetten Lettern prangt sein Name auf der Leinwand: JACK VEGAS. Dann betritt er die Bühne.

 

1,88 Meter pure Selbstsicherheit, 119 Kilogramm in Designer-Maßarbeit. Schwarzes Muscle-Shirt, goldbesetzte Tights mit dem Schriftzug „Rien ne va plus“ an der Hüfte, die Handgelenke mit Tape umwickelt, das in funkelnden Metallic-Tönen reflektiert. Seine Haare sind kurz, perfekt gegelt, und die Sonnenbrille sitzt selbstsicher auf der Nase.

 

Vegas bleibt auf der Rampe kurz stehen, breitet die Arme aus – rechts und links schießen goldene Funkenfontänen in die Höhe. Er macht einen langsamen Schritt nach vorne, nimmt die Sonnenbrille ab, steckt sie lässig in den Hosenbund und grinst dabei in die Kamera. Vegas erklimmt das Apron, dreht sich zur Menge und steigt er mit einem Satz durch das zweite und dritte Seil und klopft sich auf die Brust, direkt vor François LeGrand.

 

 

 

 

Tag Team Match – 1 Fall – 30 Minutes Time Limit

VANCOUVER EXPRESS (PHIL TURNER & PAUL DELACROIX)
-VS-
FRANCOIS LEGRAND & JACK VEGAS

Referee: Pierre Dubois

 

 

 

 

Der Gong ertönt.

 

François LeGrand streckt die Schultern, wirft noch einen abschätzigen Blick auf Phil Turner, als wollte er bezweifeln, dass dieser sich überhaupt qualifiziert habe, denselben Ring zu betreten – doch Turner verzieht keine Miene. Die beiden umkreisen sich, dann ein Lock-Up in der Mitte des Rings. Turner gewinnt sofort die Kontrolle, geht tief in die Hüfte, verlagert das Gewicht – und schickt LeGrand mit einem schnellen Armdrag auf die Matte. Die Fans reagieren sofort mit einem kollektiven Jubel. LeGrand rollt sich ab, kommt wieder hoch, leicht fassungslos. Turner bleibt ruhig.

 

Franky van Beuyten: „Das ist typisch Phil Turner. Der Mann weiß, wie man sich so einen Gegner vorknöpft.“

 

Luke Miller: „Und das tut so gut, Franky! Ich habe nur darauf gewartet, wie jemand diesem französischen Pfau einen reinwürgt!“

 

Erneuter Lock-Up, doch LeGrand täuscht diesmal einen Griff an, will mit einem Ellbogenschlag nachsetzen – Turner duckt sich, packt blitzschnell zu und verpasst ihm einen tiefen Arm Drag samt Hammerlock. Der Kanadier bleibt am Arm dran, kontrolliert LeGrand auf dem Boden, der versucht, sich zum Seil zu robben. Doch Turner zieht ihn zurück in die Ringmitte und klemmt ihn in einen Side Headlock.

 

LeGrand windet sich, schnaubt hörbar. Die Fans feuern Turner lautstark an – „LET’S GO TURNER!“, rhythmisch, dröhnend. Turner reagiert sofort: Er zieht LeGrand nach oben, Vertical Suplex! Turner bleibt auf ihm sitzen und greift direkt in den Arm, zerrt LeGrand erneut auf die Matte.

 

Franky van Beuyten: „Turner ist hier voll in seinem Element - das ist Wrestling pur, wie wir es so lange vermisst haben!“

 

LeGrand muss schwer atmen, dreht sich auf den Bauch, robbt erneut in Richtung seiner Ecke. Doch Turner lässt nicht locker. Er zieht ihn zurück, setzt einen Snap Suplex nach, lässt das Cover aber bewusst aus. Stattdessen hebt er LeGrand wieder auf die Beine und klatscht ihn mit Chops in die Ringecke – das Publikum johlt bei jedem Kontakt.

 

„WOOOOOOOOOOOOOO!“

 

LeGrand schnappt nach Luft, Turner zieht ihn mit einem Irish Whip durch den halben Ring, LeGrand taumelt aus der Ecke – und Turner holt ihn mit einem Back Elbow von den Beinen!

 

Die Fans explodieren, Turner blickt sich kurz um – und hebt dann ruhig die Hand Richtung Delacroix. Der weiß, was zu tun ist.

 

TAG MADE! Erster Wechsel des Vancouver Express!

 

Die Halle tobt, als Paul Delacroix durch das zweite und dritte Seil in den Ring steigt. Turner bleibt noch einen Moment auf dem Apron stehen, klatscht sich den Schweiß von den Handflächen – die Bühne gehört jetzt dem Vancouver Express.

 

Delacroix ist kaum drin, da schießt er wie ein Pfeil auf François LeGrand zu, der sich gerade aufrappeln will – Running European Uppercut! Voll ins Ziel! LeGrand wankt rücklings in die Seile, federt zurück – und Delacroix packt ihn mit einem tiefen Arm Drag und hält ihn am Boden. Die Fans springen auf.

 

Franky van Beuyten: „Paul Delacroix tanzt hier, als wär er nie weg gewesen!“

 

Luke Miller: „Die Halle steht – das ist der Vancouver Express, Baby! Und die liefern auf Schienen!“

 

LeGrand versucht sich aufzurichten, Delacroix gibt ihm keine Sekunde. Snapmare, blitzschnell in einen Dropkick gegen den Rücken, dann rollt sich Paul direkt weiter und hämmert einen Elbow Drop ins Kreuz des Franzosen. Er zieht LeGrand hoch, Short Arm Clothesline! Die Wucht lässt den Franzosen auf die Matte prallen.

 

Die Crowd skandiert längst: „WELCOME BACK! WELCOME BACK!“

 

Delacroix setzt nach: Mit katzenhafter Beweglichkeit federt er in die Seile, springt auf das zweite Seil an der gegenüberliegenden Seite, Springboard Moonsault! Volle Landung auf LeGrands Brust!

 

ONE!

 

TWO!

 

Kickout!

 

LeGrand wälzt sich hustend zur Seite, Delacroix bleibt sofort an ihm dran, bringt einen schnellen Wristlock an, zieht ihn auf die Beine und übergibt elegant mit einer Körperdrehung wieder an Phil Turner – der zweite Tag vom Vancouver Express!

 

Franky van Beuyten: „Diese beiden kennen sich in- und auswendig – wie Brüder, die sich blind vertrauen!“

 

Luke Miller: „Und das Publikum frisst ihnen aus der Hand! Vancouver Express ist back on track – und LeGrand braucht gleich nen Liegeplatz in der Krankenstation!“

 

Turner steigt wieder in den Ring für Double Team Action: Delacroix whippt LeGrand in die Seile – Turner fängt ihn ab, Tilt-A-Whirl Backbreaker! Delacroix springt sofort hinterher – Running Knee Drop zur Brust! Die Halle steht, LeGrand liegt flach, der Vancouver Express ist auf Volldampf.

 

Phil Turner setzt entschlossen nach. Er packt François LeGrand am Nacken, zieht ihn wieder auf die Beine, der Franzose wirkt angeschlagen. Turner kontrolliert jede Bewegung, hebt LeGrand aus – vielleicht zum Floatover Suplex – doch in dem Moment, in dem LeGrand halb in der Luft ist, bohrt der seine Finger in Turners Augen!

 

Ein Aufschrei geht durch die Menge – die Kamera fängt das Grinsen von Jack Vegas auf dem Apron ein, während Referee Pierre Dubois den unsauberen Move wohl übersehen hat.

 

Franky van Beuyten: „Verdammt noch mal! Petey war auf der falschen Seite – das war ein glasklarer Augenkratzer! Turner hat nix mehr gesehen!“

 

Luke Miller: „Das ist ein klassischer LeGrand! Wenn’s nicht elegant geht, dann eben französisch schmutzig!“

 

Turner lässt LeGrand los, torkelt rückwärts, reibt sich die Augen – und LeGrand stürmt sofort mit einem High Knee nach, trifft Turner voll am Kinn. Turner klappt zusammen, LeGrand bleibt kniend neben ihm, zupft sich den Handschuh zurecht und streicht sich über das Kinn. Dann zieht er Turner brutal an den Haaren zurück auf die Beine, schiebt ihn rücklings in die Seile und hämmert ihn mit einem Back Elbow zurück auf die Matte. Ohne zu zögern setzt LeGrand nach: Elbow Drop, noch einer, dann ein schneller Legdrop, den er mit übertriebener Pose einleitet – das Knie kurz angewinkelt, der Blick theatralisch zur Decke, bevor er trifft.

 

ONE!

 

TWO!

 

Kickout!

 

Turner hebt die Schulter, aber LeGrand bleibt auf ihm. Er schlägt mit dem Unterarm nach, packt dann Turners Arm und zieht ihn in einen sehr tief angesetzten Chin Lock, kniet mit dem ganzen Gewicht in Turners Rücken.

 

Die Crowd buht laut, aber LeGrand reagiert nur mit einem überheblichen Lächeln und winkt ab. Dann reißt er Turner unsanft hoch, drängt ihn in die Ecke und haut ihm dort zwei gezielte European Uppercuts an die Brust, bevor er ihn mit einem lauten Schrei ins gegenüberliegende Turnbuckle peitscht. Turner knallt mit voller Wucht in die Ecke, taumelt zurück – und LeGrand fängt ihn mit einem Belly to Belly Suplex ab!

 

Franky van Beuyten: „Jetzt kann er seinen Kraftvorteil ausspielen!“

 

Luke Miller: „Ich sag’s nicht gern, aber: So pompös er auftritt, der Kerl weiß, was er tut. Turner muss hier irgendwie raus.“

 

LeGrand erhebt sich, winkt spöttisch Richtung Vegas und schlendert nun zur eigenen Ecke, um den ersten Wechsel des Teams einzufordern. Tag an Jack Vegas. Dieser steigt mit einem langsamen, selbstbewussten Schritt durch das zweite und dritte Seil in den Ring. Er klatscht sich beiläufig in die Handflächen, als hätte er gerade erst mit dem Warm-up begonnen, während Phil Turner sich mühsam auf Hände und Knie kämpft. Die Fans buhen lautstark. Er nimmt Maß. Zwei Schritte Anlauf. Running Knee Strike – voll gegen die Rippen des angeschlagenen Kanadiers. Turner krümmt sich unter dem Einschlag, rollt sich instinktiv zur Seite, doch Vegas bleibt an ihm dran. Er zieht Turner rücklings an den Haaren hoch, packt ihn am Kiefer, mustert ihn und knallt ihm dann eine schallende Rechte ins Gesicht. Turner torkelt – Vegas lacht, streckt die Arme in die Luft.

 

Franky van Beuyten: „Wie ich diesen eingebildeten Drecksack hasse.“

 

Luke Miller: „Das ist das Schlimmste, Franky: Vegas hat alles, was ein Wrestler braucht – und verachtet alles, wofür der Sport steht.“

 

Vegas wirft Turner mit einem simplen Body Slam auf die Matte. Dann tritt er ihm mit dem Fuß gegen die Schulter, als wolle er ihn verhöhnen. Die Crowd wird lauter, fängt an zu klatschen…

 

„Turner! Turner! Turner!“

 

…aber Vegas tritt erneut zu, diesmal gegen die Rippen. Dann zieht er Turner wieder hoch, Irish WhipClothesline beim Rücklauf! Turner geht erneut zu Boden. Vegas bleibt stehen, legt eine Hand theatralisch ans Ohr. Der Spott ist kalkuliert, die Halle explodiert in Buhrufen. Vegas packt Turner erneut, zieht ihn auf die Beine, diesmal ein Vertical Suplex – aber er lässt Turner nicht sofort fallen, sondern hält ihn oben, für alle sichtbar. Zehn… elf… zwölf Sekunden. Dann: Krachender Impact! Turner landet auf dem Rücken. Vegas rollt sich elegant auf und verneigt sich in Richtung LeGrand, der nonchalant applaudiert. Er zieht Turner erneut in die Höhe – diesmal zeigt er einen Fisherman’s Suplex mit Brücke.

 

ONE!

 

TWO!

 

Kickout!

 

Vegas schüttelt langsam den Kopf. Er zerrt Turner auf die Beine und schleudert ihn mit voller Wucht in die Ringecke. Turner knallt in die Ecke, Brust voraus. Sofort stürmt Vegas hinterher und trifft ihn mit einem High Knee, direkt gefolgt von einem Bulldog. Turner liegt am Boden. Vegas springt auf die zweite Seilreihe, schaut kurz zur CrowdSpringboard Elbow Drop! – und trifft Turner voll.

 

ONE!

 

TWO!

 

KICKOUT!

 

Vegas springt auf, kniet sich neben Turner und schlägt ihm mit der offenen Hand mehrfach gegen den Hinterkopf. Nicht um Schaden zu verursachen, sondern um ihn zu demütigen. Dann steht er auf, stolziert durch den Ring, schaut kurz zu Delacroix in der gegenüberliegenden Ecke – und spuckt theatralisch in Turners Richtung.

 

Franky van Beuyten: „Ich kann das nicht mehr sehen. Der Typ macht aus ’nem Kampf eine Farce.“

 

Turner liegt am Boden. Vegas greift erneut zu – doch diesmal verpasst Turner ihm eine abrupte Ohrfeige, aus dem Nichts, mehr Reflex als Aktion. Vegas zuckt zurück. Er bleibt einen Moment stehen. Die Wucht der Ohrfeige war nicht groß, aber sie hat Wirkung gezeigt – nicht körperlich, sondern im Ego. Das Grinsen weicht aus seinem Gesicht, seine Augen verengen sich. Er tritt einmal hart nach, trifft Turner an der Seite, dann noch einmal – doch Turner rollt sich weg, greift blind nach dem untersten Seil, zieht sich mühsam daran hoch. Die Crowd merkt es sofort. Der Lautstärkepegel steigt. „LET’S GO TURNER!“-Rufe machen die Runde.

 

Vegas packt ihn von hinten am Nacken, doch Turner schlägt mit dem Ellbogen zurück. Einmal. Zweimal. Dreimal. Der dritte Ellbogentreffer sitzt hart gegen Vegas’ Rippen – der muss loslassen. Turner taumelt, fällt fast – aber dreht sich um und hämmert Vegas eine Rechte gegen die Wange. Die Halle wird lauter. Vegas geht einen Schritt zurück.

 

Turner schwankt, sieht verschwommen, aber geht hinterher. Chop! Direkt auf die Brust! Die Halle ruft mit: WOOOO!

 

Vegas weicht aus, schlägt zurück – trifft Turner im Gesicht. Der wankt erneut. Doch wieder: Chop von Turner! Ein weiterer! Und einer gegen den Hals! Vegas ist überrascht, geht nach hinten in die Seile – Turner nimmt Anlauf und verpasst ihm eine tiefe Clothesline!

 

Franky van Beuyten: „Er kommt zurück, er kommt wirklich zurück! Da ist noch Feuer drin – das hier ist Phil Turner wie er leibt und lebt!“

 

Turner geht auf die Knie, dann auf alle Viere, robbt in Richtung eigener Ecke. Vegas schüttelt sich, versucht ihn aufzuhalten, krallt sich an seinem Bein – doch Turner tritt ihn ab. Ein Tritt, zwei Tritte, dann ein letzter verzweifelter Schlenker, der Vegas nach hinten schleudert.

 

Turner rutscht weiter – der Arm nach vorne gestreckt, die Finger zuckend…

 

Delacroix streckt den Arm in den Ring und…

 

Turner klatscht ein!

 

TAG MADE!!!

 

Die Halle explodiert in ohrenbetäubendem Lärm, die Zuschauer springen von den Sitzen, Hände in die Luft - Delacroix springt über das oberste Seil, bereit, alles niederzureißen, was sich ihm in den Weg stellt. Die Lokomotive fährt ein – und sie hat Dampf auf dem Kessel. Paul Delacroix ist im Ring – und nichts kann ihn jetzt noch bremsen. Die Zuschauer peitschen ihn mit ohrenbetäubendem Jubel nach vorn, als er Jack Vegas mit zwei langen Schritten auf halber Strecke entgegenrennt und mit einer krachenden Clothesline zu Boden haut! Vegas rollt sich instinktiv ab, versucht gleich wieder auf die Beine zu kommen – doch Delacroix ist schon wieder da, holt aus und schickt ihn mit einer zweiten Clothesline erneut auf die Bretter! Der Ring bebt, der Jubel wird noch lauter.

 

Franky van Beuyten: „PAUL DELACROIX IST VÖLLIG ON FIRE! CLOTHESLINES AM FLIEßBAND, DER MANN RÄUMT DAS GLEIS FREI!“

 

Vegas kriecht Richtung Ringseil, will sich herausrollen – doch das Seil rettet ihn nicht. Denn Delacroix packt ihn am Nacken, schleudert ihn in die Seile, federt mit ihm zurück und hämmert ihn mit einer schallenden Clothesline ein drittes Mal auf die Matte. Vegas bleibt diesmal liegen. Die Halle steht.

 

Doch da – François LeGrand stürmt blindlings in den Ring, das Gesicht verzerrt vor Wut, die Haare wild… und läuft mit Anlauf direkt in eine Spinning Lariat von Delacroix!

 

BÄMM!

 

LeGrand klappt zusammen. Die Halle explodiert. Delacroix springt mit beiden Beinen gleichzeitig in die Luft und landet mit einem Double Stomp mitten auf dem Brustkorb des am Boden liegenden LeGrand.

 

Franky van Beuyten: „Vancouver Express donnern hier durch die Halle wie durch einen Schneesturm!“

 

Luke Miller: „DER ZUG, DER ZUG, DER ZUG HAT KEINE BREMSEN!“

 

Delacroix dreht sich um, Vegas kommt wieder auf die Beine – gerade noch wacklig –, aber Delacroix rennt an, springt hoch und fegt ihn mit einem Flying Back Elbow erneut aus dem Stand! Vegas fliegt rücklings durch den halben Ring. Die Crowd schreit, pfeift, klatscht. Es ist ein Orkan.

 

„DE-LA-CROIX! DE-LA-CROIX! DE-LA-CROIX!“

 

Delacroix steht aufrecht in der Mitte des Rings, beide Gegner am Boden. Die Brust hebt sich, die Augen glühen. Der Moment gehört ihm. Vancouver tobt. Der Vancouver Express rast. Und Paul Delacroix ist der Lokführer auf einem Kurs mitten ins Herz des Wahnsinns. Jack Vegas taumelt – noch benommen von der fliegenden Offensive Delacroix’ – direkt in dessen Arme. Paul packt ihn, hebt ihn in einem fließenden Schwung auf die Schultern, das Publikum hält den Atem an… und er schleudert Vegas mit einem Fireman’s Carry Neckbreaker mitten auf die Matte! Der Ring bebt. Vegas liegt regungslos da.

 

Cover!

 

ONE!

 

TWO!

 

THR… KICKOUT!

 

Vegas zuckt mit der Schulter, ein Reflex in allerletzter Millisekunde! Vegas reißt die Schulter hoch, kaum sichtbar, aber eindeutig. Die Crowd schreit auf, einige können es nicht glauben, andere jubeln vor Spannung. Paul Delacroix rollt sich rücklings ab, reißt sofort drei Finger in die Luft.

 

Pierre Dubois hebt nur ruhig zwei Finger.

 

Delacroix steht auf, hebt noch einmal entschlossen drei Finger. Trois!“

 

Dubois: „Deux.“

 

Delacroix kommt einen Schritt näher, diesmal lauter: Trois!“

 

Dubois bleibt standhaft, hebt zwei Finger direkt vor Delacroix’ Gesicht: „Deux!“

 

Delacroix: „Non!“

 

Dubois: „Mais oui!“

 

Delacroix: „Non!!“

 

Dubois: „Mais oui!“

 

Delacroix: „NEIN!“

 

Dubois: „DOCH!“

 

Delacroix: „OOOOOH!“

 

Unter lautem Gelächter des Publikums und der Kommentatoren akzeptiert Delacroix schlussendlich die Entscheidung.

 

Franky van Beuyten: „Louis de Funès in Kanada! Fehlen nur noch zwei Gendarmen und ein explodierender Citroën!“

 

Paul Delacroix schüttelt gerade noch den Kopf, als er sich wieder Jack Vegas zuwendet. Der liegt auf der Matte, scheinbar noch immer benommen vom Nackbreaker… doch genau das war die Falle und Delacroix‘ Einlage hat ihn wertvolle Zeit gekostet. Vegas springt plötzlich hoch und rammt Delacroix mit einem heimtückischen Aufwärtshaken die Faust zwischen die Beine. Der Schiedsrichter sieht nur noch den Zusammenbruch – kein direkter Sichtkontakt, Vegas rollt sich sofort Richtung eigener Ecke. Das Publikum buht in ohrenbetäubender Lautstärke, während Delacroix mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden krümmt.

 

Franky van Beuyten: „Da war er wieder, der alte Jack Vegas – wenn's ernst wird, kommt die Abkürzung.“

 

Luke Miller: „Widerlich. Clever, aber widerlich. Und leider effektiv.“

 

Vegas hechtet in seine Ecke, Tag mit LeGrand! François LeGrand steigt mit einem gelangweilten Blick in den Ring, wischt sich die Hände, als wolle er demonstrieren, dass er mit dem Dreck seines Partners nichts zu tun hat – aber jetzt das Resultat genießt. Er geht langsam auf Delacroix zu, greift ihn am Handgelenk und zieht ihn in die Höhe, bereit, ihn endgültig zu erledigen. Doch Delacroix schlägt mit letzter Kraft zu.

 

Ein Schlag. Noch einer. Die Fans stehen. LeGrand ist überrascht. Delacroix taumelt nach vorne, greift ins Leere, taucht unter einem rechten Haken ab und springt zur eigenen Ecke – HOT TAG AN PHIL TURNER!

 

Die Halle explodiert.

 

Turner ist wieder da. Mit frischer Energie, dem Blick nach vorne gerichtet und einem Ziel im Kopf: Rache.

 

LeGrand kommt mit einem wilden Haken – Turner blockt! Rechte Gerade! Chop! Noch ein Chop! LeGrand wankt. Turner tritt ihm gegen die Hüfte, zieht ihn zu sich, Snap Suplex! Und bleibt direkt auf ihm sitzen, hämmert einen Elbow nach – dann noch einen.

 

Franky van Beuyten: „Turner ist zurück und mit jeder Sekunde sieht er gefährlicher aus!“

 

Beide Männer stehen gleichzeitig wieder – LeGrand holt aus, Turner duckt sich – Clothesline! LeGrand knallt auf den Rücken. Turner brüllt in Richtung Publikum. Vancouver steht. Phil Turner zieht François LeGrand mit einem wuchtigen Elbow in die Seile zurück und schleudert ihn mit einem Whip-In ins gegenüberliegende Seil – doch LeGrand kontert im letzten Moment, hakt Turners Arm ein und schleudert ihn stattdessen mit einem Reversal los. Turner rennt, nimmt Tempo auf – doch direkt auf Höhe der gegnerischen Ecke schnellt plötzlich ein Knie hervor – Jack Vegas rammt ihm vom Apron aus hinterhältig das Knie genau in den unteren Rücken! Turner klappt nach vorne, stolpert, fällt auf die Knie. Die Crowd brüllt auf vor Wut, die Buhrufe donnern durch die Halle. Referee Pierre Dubois hat es gesehen – zumindest den Kontakt –, dreht sich zur Seite und hebt mahnend den Zeigefinger in Richtung Vegas.

 

Franky van Beuyten: „Ach komm, Petey! Eine Ermahnung? Dafür hätte man im Catchzelt früher jemanden aus dem Ring geworfen!“

 

Luke Miller: „Petey ist ein höflicher Mann, Franky. Leider höflicher als es Jack Vegas verdient.“

 

Vegas hebt gespielt unschuldig die Hände, zuckt mit den Schultern, während LeGrand sich das alles zunutze macht. Er packt Turner, der gerade versucht, wieder auf die Beine zu kommen, mit beiden Händen am Hinterkopf und hämmert ihn mit einem Russian Legsweep auf die Matte. Der Aufprall ist präzise, Turner hält sich den Rücken.

 

LeGrand bleibt jedoch nicht lange im Ring. Mit demonstrativer Gelassenheit dreht er sich um, schreitet zur eigenen Ecke – ein letzter Blick auf das Publikum, das ihn ausbuht – und klatscht mit Jack Vegas ab.

 

Vegas ist wieder der legale Mann. Und bereit, dort weiterzumachen, wo er aufgehört hat. Er entert den Ring mit der Selbstzufriedenheit eines Mannes, der glaubt, das Ende bereits geschrieben zu haben. Phil Turner krümmt sich noch am Boden, hält sich den Rücken, doch in seinen Augen beginnt etwas zu glimmen – ein letzter Rest Trotz, ein Funken Stolz. Vegas greift nach ihm, zieht ihn langsam auf die Beine, redet ihm mit süffisantem Grinsen ins Gesicht. Turner wankt, kaum auf den Beinen – und schlägt plötzlich zu!

 

Ein harter Chop!

 

Vegas weicht zurück.

 

Noch ein Chop – die Halle erwacht!

 

Turner packt ihn – Maple Leaf Drop?

 

NEIN! Vegas blockt.

 

Mit einem Ruck dreht er sich raus, beugt sich, hakt die Arme unter Turners Schultern – und hebt ihn direkt in die Luft.

 

Franky van Beuyten: „Oh nein… nicht das…“

 

Luke Miller: „Er hat ihn! JACKPOT!!“

 

Jack Vegas zieht seinen Finisher durch – die Tigerbomb into Pin sitzt. Turner kracht auf die Matte, Vegas bleibt direkt im Cover.

 

ONE!

 

TWO!

 

THREE!

 

Es ist vorbei.

 

Sieger nach 16:49 Minuten via Pinfall: Jack Vegas & Francois LeGrand

 

 

Die Halle buht wütend, doch Vegas steht grinsend auf, streckt beide Arme zur Seite. LeGrand steigt in den Ring, klatscht langsam. Turner bleibt am Boden liegen.

 

Franky van Beuyten: „Verdammt… was für ein Dämpfer. Turner war so nah dran.“

 

Jack Vegas und François LeGrand verlassen den Ring wie Könige – doch Vancouver kocht. Der Applaus gilt nicht den Siegern, sondern Phil Turner, der sich mühsam hochzieht, gestützt von Paul Delacroix.

 

 

 

Schnitt ins Studio.

 

Vic Vaughn sitzt im RSW-Studio, doch diesmal ist sein Gesichtsausdruck weniger neutral, mehr geladen. Im Hintergrund läuft auf dem Bildschirm gerade noch einmal das Finish des Main Events in Zeitlupe – die Tigerbomb von Jack Vegas, das Cover, der Jubel der falschen Männer.

 

„Was für ein Ende, meine Damen und Herren… und was für ein bitterer Nachgeschmack. Jack Vegas und François LeGrand haben sich diesen Sieg im Main Event mehr erschlichen als verdient – und das wissen sie auch. Hinterhältige Manöver, Ablenkung, Knie in den Rücken – alles im Repertoire. Aber…“

 

Er atmet hörbar durch, hebt dann mahnend den Finger.

 

„…trotz allem müssen wir sagen: Die beiden sind bereit. Bereit für das, was bei Hard Wired 97 ansteht. Denn dann beginnt es – das große Turnier um den Full Force Titel. Acht Männer, ein Ziel. Und die ersten beiden Viertelfinals stehen bereits auf dem Plan.“

 

Der Bildschirm wechselt auf den Turnierbaum

 

 

Nun hervorgehoben:

 

François LeGrandvs – Halo

 

Scott Trevinvs – ???

 

„François LeGrand, frisch siegreich im Tag Team Main Event, trifft also auf niemand Geringeren als den massiven Debütanten Halo, der mit 152 Kilo an purer Dominanz Brian Flare weggeflext hat. Was passiert also, wenn französische Arroganz auf diese Urgewalt prallt? Ich sag’s Ihnen jetzt schon: Da kracht es gewaltig.“

 

Kurze Pause, Vic blickt direkt in die Kamera.

 

„Und dann, im zweiten Viertelfinale, steht der Name: Scott Trevin. Ein Veteran, der erste Full Force Champion – aber sein Gegner? Ein Mystery Opponent. Noch kein Name, aber glauben Sie mir: Was da auf uns zukommt, ist mit Sicherheit ein Kracher. Und Hard Wired 97 wird ihn liefern.“

 

Er richtet sich auf, faltet die Hände auf dem Tisch.

 

„Es geht also los. Der Weg zum neuen Full Force Champion beginnt. Ghodirah, Halo, Vegas, LeGrand, Trevin, Turner, J-Starr – Namen, die knallharte Action im Ring versprechen. Und wer die ersten beiden Tickets für das Halbfinale bei Full Force Impact lösen wird, das erfahren wir bei der nächsten Ausgabe von Hard Wired! Mein Name ist Vic Vaughn – das war es für heute, bleiben Sie sportlich!“

 

Fade-Out, RSW-Logo.

 

 

 

(c) Rising Star Wrestling 2015
Executive Producers: Voight-Kampff & McGreenwood