R S W

HARD WIRED #97

 

 

Die Show beginnt. Das Studio ist in dunkles Grün getaucht, das RSW-Logo pulsiert im Hintergrund. Vic Vaughn befindet sich hinter seinem Tisch vor seinen Notizzetteln.

 

„Meine Damen und Herren, herzlich willkommen zu Hard Wired #97, der vorletzten Ausgabe vor unserem großen Pay-Per-View Full Force Impact – und was uns dort erwartet, ist nichts Geringeres als ein echtes Wrestling-Feuerwerk!“

 

Er macht eine kurze Pause, während im Hintergrund ein animiertes Banner mit dem Logo von Full Force Impact eingeblendet wird.

 

 

Denn an diesem Abend wird es nicht nur die beiden Halbfinals und das große Finale im Turnier um den Full Force Titel geben – nein, wir bekommen auch ein Titelmatch, auf das sich die ganze Wrestling-Welt freut: Der amtierende Zero-G Champion Duran Arlington wird in einem Triple Threat Match auf seine beiden größten Herausforderer treffen: Dwight Clifton und Jason N. Genious.“

 

Ein kurzer Zusammenschnitt flackert über den Bildschirm.

 

Vic Vaughn: „Ein Match, das alles verspricht. Doch… das ist noch nicht alles. Denn Rising Star Wrestling hat heute Abend eine weitere große Ankündigung im Gepäck. Unser General Manager Owen Parkman hat einen Deal an Land gezogen, der nicht nur für RSW, sondern für das gesamte kanadische Wrestling ein Meilenstein sein dürfte!“

 

Der Bildschirm hinter ihm flackert auf. Es erscheint ein Zusammenschnitt der Pressekonferenz vom Vortag: Der Konferenzraum in der RSW-Arena, das große Banner mit den Logos von RSW und ATHENA Wrestling, die Namensschilder vor dem Tisch, die Kameras, das Blitzlichtgewitter.
Dann ein kurzer Clip von Coralee Oakes, der Ministerin für Community, Sport und kulturelle Entwicklung von British Columbia, die betont:
„…eine ganz fantastische Möglichkeit schaffen, dem aufstrebenden Frauen-Wrestling eine tolle Plattform zu bieten. Als Mister Parkman mir von den Plänen seiner Liga erzählte, war für mich schnell klar, dass wir hier ein tolles gemeinsames Projekt aufziehen können“, gefolgt von Irene Young, der CEO von ATHENA, die ins Mikrofon spricht: „Die Kooperation wird sich aber nicht nur auf die Shows beschränken, auch hinter den Kulissen tut sich einiges, denn ATHENA und Rising Star Wrestling werden gezielt Wrestling-Training für interessierte Frauen anbieten und dabei durch eine Kooperation mit der Bezirksregierung ein Förderprogramm aufsetzen.“ Und schließlich Owen Parkman: „…bieten wir ATHENA bereits am Sonntag, den siebten Juni die größtmögliche Bühne und stellen den Co-Main Event unserer Show unmittelbar vor dem großen Turnierfinale um den Full Force Title zur Verfügung. Dianna wird ihren Titel im Rematch gegen Roxanne Chaykin aufs Spiel setzen.“

 

Zurück im Studio. Vic Vaughn nickt anerkennend.

 

Vic Vaughn: „Was heißt das konkret? Ganz einfach: Beim Pay-Per-View Full Force Impact am siebten Juni wird nicht nur der neue Full Force Champion gekrönt. Im Co-Main Event wird es – präsentiert von ATHENA Wrestling – ein Titelmatch der Damen geben, live auf der großen Bühne von RSW. Ein historischer Moment, eine Kooperation mit Zukunft. Den Anfang macht das Rematch, auf das viele gewartet haben: Dianna vs. Roxanne Chaykin und wir haben es im Programm. Ab sofort wird diese Kooperation zum festen Bestandteil von Rising Star Wrestling.“

 

Er lächelt stolz.

 

Vic Vaughn: „Damit mitten rein in Hard Wired #97, bevor es mit der Action im Ring losgeht, hat Sandra Palmer einen Interview-Partner!“

 

 

 

BACKSTAGE

 

Sandra Palmer steht in einem der neutral gehaltenen Interviewbereiche der RSW-Arena und hält das Mikrofon bereit.

 

Sandra Palmer: „Bei mir steht der ‚Old School Warrior‘, Dwight Clifton!“

 

Mit einem grellen Pfeifen donnert Dwight Clifton ins Bild, hüpft zweimal in die Luft, reißt die Arme hoch, lässt die Finger knacken – und brüllt mit weit aufgerissenen Augen los.

 

Dwight Clifton: „SANDRAAAA PALMERRRR!! HÖR MIR ZU! BEI ‘FULL FORCE IMPACT’, DA KOMMT DER MOMENT DER WAHRHEIT! DER MOMENT, WO ALLE ZWEIFLER, ALLE HATER, ALLE KRITIKER ENDLICH, ENDLICH SCHLUCKEN MÜSSEN – UND ZWAR MEINEN STAUB!!“

 

Er macht eine rasante Bewegung zur Seite, holt eine Dose seines Dwight-300-Power-PULVERRRRRS (TM) aus der Jackentasche und lässt sie wie ein Jongleur von Hand zu Hand wandern.

 

Dwight Clifton: „DU WILLST WISSEN, WARUM?! ICH SAG’S DIR, BABY – ICH WERD DER NÄCHSTE ZERO G CHAMPION!! DURAN… ARLIN… ARLINGTON? Heißt der so?“

 

Clifton blickt Sandra Palmer fragend an, die diesen plumpen Seitenhieb jedoch mit einem leichten Heben der Augenbraue gekonnt ignoriert, sodass Clifton weiterbölkt.

 

„DER TYP WIRD SICH NOCH WÜNSCHEN, NIE AUS NEUSEELAND AUSGEWANDERT ZU SEIN! UND JAY ENN DSCHIII?“

 

Clifton lacht übertrieben.

 

„Ich bitte dich… DER WIRD AUCH NOCH LERNEN, DASS GRÜNE KONTAKTLINSEN KEINE MUSKELN AUFBAUEN!!“

 

Clifton spannt den Bizeps an, Sandra will etwas einwerfen, doch ihr Interviewpartner hebt den Finger.

 

Dwight Clifton: „SCHT!! NICHT UNTERBRECHEN! SIEH DIR DIESEN BIZEPS AN! SIEH DIR DIESE ABS AN! DAS IST KEIN GLÜCK, DAS IST KEIN ZUFALL – DAS IST DWIGHT-300-POWER-PUUUUULVEEEERRRR!!“

 

Er brüllt das letzte Wort so laut, dass Sandra erschrocken zusammenzuckt. Sie blickt konsterniert zur Kamera und Clifton streckt die Arme siegesgewiss in die Luft.

 

Dwight Clifton: „AM SIEBTEN JUNI KOMMT DER TITEL ZUM OLD SCHOOL WARRIAAAAH!! UND WENN’S SEIN MUSS, MACH ICH DAFÜR ZWEI LEUTE PLATT!! JASON! DURAN! BEREIT EUCH VOR… AUF DEN ALLESZERSCHMETTERNDEN, JETFAHRENDEN, LIMOUSINENFLIEGENDEN… OLD… SCHOOL… WARRIAAAAAAAAH!!!“

 

Er lässt einen spektakulären Flex folgen, dann springt er rückwärts aus dem Bild. Sandra Palmer senkt das Mikrofon und atmet tief durch.

 

Sandra Palmer: „…weiter zu Franky und Luke.“

 

 

 

Luke Miller: „Der Jet fahrende und Limousinen fliegende… was für Substanzen hat Clifton da in seinem Power-Pulver?“

 

Franky van Beuyten: “Da möchte ich gar nicht drüber nachdenken, wir sehen hier Torpedo, der gerade ins Seil hineinsteigt und heute auf einen Debütanten trifft!“

 

Der Engländer geht in die Ringecke, wird vom Publikum mit freundlichem Applaus und Sprechchören empfangen und wärmt sich dort bereits auf.

 

Dann erscheint ein römischer Adler auf dem Titantron. Trommeln ertönen.
Ein schwerer, martialischer Marschrhythmus baut sich auf,
 und unter dem Adler erscheint ein Schriftzug:

 

EMPEROR

 

RUDYARD

 

Langsam öffnet sich der Vorhang und der Protagonist tritt hervor: Darryl Rudyard. Ein Monument von einem Mann. 1,95 Meter groß, 125 Kilogramm definierte Muskelmasse eines Bodybuilders. Blonde Kurzhaarfrisur, markantes Kinn, eiskalter Blick.

 

Franky van Beuyten: „Das ist er also… der Emperor. Der Sohn von Paul Rudyard, den Fans der 80er und 90er natürlich als Imperial Destroyer Vespasian ein Begriff. Deswegen auch der Spitzname. Und wenn er nur die Hälfte der Zerstörungskraft seines Vaters geerbt hat… dann Gnade dir Gott, Torpedo.“

 

Luke Miller: „Er sieht aus, als wäre er aus Granit gemeißelt worden – aber nicht unbedingt wie ein Sympathieträger!“

 

Rudyard marschiert langsam, majestätisch die Rampe hinunter. Unten am Ring angekommen, bleibt er kurz stehen. Blickt über die Seile hinweg auf Torpedo – abschätzig.

Dann steigt er langsam die Ringtreppe hinauf. Er betritt den Ring zwischen zweitem und drittem Seil, stellt sich aufrecht hin, verschränkt die Arme hinter dem Rücken – als wartete er auf die Auslieferung seines Gegners.

 

Franky van Beuyten: „Ich bin gespannt, was er uns zu bieten hat.“

 

Referee Pierre Dubois prüft ein letztes Mal beide Kontrahenten. Torpedo wirkt gefasst, aber spürbar angespannt, der Emperor hingegen rührt sich nicht.

 

 

 

 

Singles Match – 1 Fall – No Time Limit

TORPEDO -VS- “EMPEROR” DARRYL RUDYARD

Referee: Pierre Dubois

 

 

 

 

Der Gong ertönt. Ein kurzer Moment der Ruhe, dann marschiert Darryl Rudyard los. Torpedo, deutlich kleiner, umkreist ihn vorsichtig. Doch kaum ein Schritt ist getan, da macht der „Emperor“ einen Satz nach vorn und rammt ihm ohne Vorwarnung die Schulter in die Brust. Torpedo fliegt quer durch den Ring und schlägt hart auf.

 

Franky van Beuyten: „Mein Gott! Der hat ihn umgenietet wie eine Abrissbirne!“

 

Luke Miller: „Und das war nur ein Schulterzucken!“

 

Torpedo rollt sich keuchend auf die Seite. Rudyard packt ihn am Nacken, hebt ihn mühelos auf und schleudert ihn einfach quer durch den Ring. Torpedo rutscht über die Matte bis fast in die gegenüberliegende Ecke, sein Rücken krümmt sich vor Schmerz. Rudyard geht hinterher und bringt den sich erhebenden Torpedo mit einem Bodyslam wieder zu Boden. Er lässt den Fuß auf Torpedos Brust stehen – zur Demütigung. Referee Pierre Dubois zählt.

 

ONE!

 

TWO!

 

KICKOUT!

 

Wütende Buh-Rufe von den Rängen begleiten die nächste Offensive des Debütanten.

 

Franky van Beuyten: „Dieser Demütigungsversuch kommt beim Publikum gar nicht gut an!“

 

Luke Miller: „Torpedo hat ihm aber auch nichts entgegenzusetzen bislang…“

 

Rudyard beugt sich über ihn und hebt ihn erneut mit roher Kraft hoch, es folgt ein besonders lang gehaltener Vertical Suplex, den die Fans erneut mit Buh-Rufen quittieren.

 

Franky van Beuyten: „Will er ihn heute noch mal absetzen?“

 

Kaum stellt Franky die Frage, zittern schon die Ringseile nach dem folgenden Einschlag auf der Matte. Torpedo krümmt sich, rudert nach Luft. Rudyard richtet sich auf, blickt stumm in die Kamera.

 

Luke Miller: „Der Emperor will ein Exempel statuieren.“

 

Rudyard packt Torpedo erneut. Der versucht sich zu wehren – ein verzweifelter Schlag in die Rippen, noch einer – doch Rudyard verzieht keine Miene und hämmert ihm mit einem Double Axe Handle zwischen die Schulterblätter. Torpedo sinkt auf die Knie und Rudyard umklammert ihn. Gutwrench Powerbomb!

 

Die Halle bebt. Torpedo liegt regungslos. Rudyard steht über ihm und schaut zu Referee Dubois. Dann beugt er sich hinab und zieht seinen Gegner ein weiteres Mal auf die Beine und hebt Torpedo erneut hoch – diesmal mit beiden Händen am Hals. Der Emperor stemmt den völlig entkräfteten Gegner mühelos in die Höhe… und schleudert ihn mit einer Two-Handed Chokebomb brutal auf die Matte. Torpedos Körper federt vom Aufprall, die Fans rufen entsetzt auf. Rudyard kniet sich kurz neben ihn, blickt emotionslos in die Kamera – dann richtet er sich auf, atmet einmal tief durch und signalisiert: Das Ende naht.

 

Luke Miller: „Torpedo hat in diesem Match kaum Luft bekommen… und jetzt ist es so gut wie vorbei.“

 

Rudyard zieht Torpedo an den Haaren und am Nacken nach oben. Torpedos Beine zittern, der Blick leer. Der Emperor beugt sich leicht nach vorn, klemmt Torpedos Kopf zwischen die Beine, stemmt ihn aus dem Stand nach oben – und hämmert ihn mit einem knallharten PILEDRIVER auf die Matte.

 

Ein lauter Aufschrei geht durch die Halle, als Torpedo aufprallt und reglos liegen bleibt. Rudyard rollt sich nicht mal auf ihn, er legt nur einen Unterarm quer über Torpedos Brust und blickt dabei starr zur Decke.

 

Pierre Dubois zählt:

 

ONE…

 

TWO…

 

THREE.

 

Der Gong ertönt.

 

Sieger nach 02:44 Minuten via Pinfall: „Emperor“ Darryl Rudyard

 

 

Franky van Beuyten: „Darryl Rudyard… der Emperor… hat seinen Feldzug bei RSW begonnen.“

 

Rudyard steht sofort auf. Der Ringrichter will seine Hand heben – doch Rudyard zieht sie ruckartig weg und steigt ohne einen Blick zurück aus dem Ring. Schritt für Schritt marschiert er zurück die Rampe hinauf und hinterlässt einen niedergeschlagenen Torpedo im Ring.

 

 

 

BACKSTAGE

 

Miles Stone stapft mit einer gefalteten Tageszeitung in der Hand wütend durch einen schmalen Flur im Backstagebereich. Ohne anzuklopfen, stößt er die Bürotür von Owen Parkman auf. Parkman, der gerade an seinem Laptop sitzt, blickt nur kurz auf, kaum überrascht. Stone marschiert schnurstracks an den Tisch, schlägt die Zeitung mit der flachen Hand auf die Tischplatte, zieht die erste Seite hoch und zitiert wutschnaubend aus der Vancouver Sun:

 

Miles Stone: „‚Als Mister Parkman mir von den Plänen seiner Liga erzählte, war für mich schnell klar, dass wir hier ein tolles gemeinsames Projekt aufziehen können.‘“

 

Seine Finger tippen auf die entsprechende Stelle im Text. Dann starrt er Parkman direkt an.

 

Miles Stone: „‘seiner Liga‘? ‚SEINER LIGA‘??? Sag mal – FÜR WEN HÄLTST DU DICH EIGENTLICH?! Und WIESO… verdammt nochmal WIESO erfahr ich von all dem AUS DER ZEITUNG??? Pressekonferenz, Banner, Kameras, eine Ministerin – UND ICH SITZE ZUHAUSE UND ERFAHRE DAVON AM NÄCHSTEN TAG AUS DER VANCOUVER SUN?!“

 

Owen Parkman bleibt ruhig, schiebt langsam seinen Stuhl zurück und steht auf.

 

Owen Parkman: „Miles…“

 

Miles Stone: „NEIN! Kein Miles! Ich war hier, als RSW NICHTS war. Ich hab den Ring aufgebaut. Ich hab die Halle besorgt. Ich hab die Eröffnungsansprache gehalten! Und jetzt? Jetzt redet ne Provinzministerin über DEINE Liga?! WAS LÄUFT HIER?!“

 

Stone beugt sich über den Tisch, atmet schwer, die Adern an seinem Hals pochen. Parkman antwortet seelenruhig.

 

Owen Parkman: „Mir war fast klar, was passieren würde. Genau daran ist RSW schließlich schon mal gescheitert.“

 

Mile Stone: „GESCHEITERT? WAS WILLST…“

 

Owen Parkman: „Gescheitert, Miles! GESCHEITERT. GENAU aus den Gründen, die du gerade genannt hast. Du hast den Ring aufgebaut, die Rede gehalten, die Halle besorgt, die Hotels gebucht und genau deswegen war das hier zwar immer WRESTLING, aber eben nicht PROFESSIONAL WRESTLING…“

 

Stone blickt fassungslos zu Owen Parkman, der ihm die Zeitung aus der Hand nimmt.

 

Owen Parkman: „Vancouver Sun! Titelseite! Rising Star Wrestling fördert Frauensport, kooperiert mit der Bezirksregierung und kriegt gratis Publicity in sämtlichen lokalen Medien. KOSTENLOSE Werbung, Handshakes mit der Lokalpolitik, FÖRDERGELDER – und das alles zieht dein General Manager an Land, ohne dass du auch nur einen Finger rühren musstest! Doch statt dich zu freuen, dass nicht spätabends und am Wochenende – während ich übrigens ununterbrochen für diese Liga arbeite – dein Handy klingelt und du stattdessen Zeit mit deiner Familie verbringen kannst, ist dein einziges Anliegen, dass diese Trulla nicht zwischen General Manager und Inhaber unterscheiden kann. Bist du also in mein Büro gekommen, um mir das mitzuteilen?“

 

Miles Stone: „Es gibt einen riesengroßen Unterschied, ob du mich in meiner Freizeit anrufst, weil Joey Summers sich den Fingernagel eingerissen hat oder ob du mir von einem Projekt erzählst, das eine große Tragweite für MEINE Liga hat. Und das weißt du ganz genau!“

 

Owen Parkman: „Nein, ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau. Ich habe einen Vertrag unterschrieben, den ich ziemlich genau kenne - du aber scheinbar nicht! Ich bin hier der General Manager, nicht der Hausmeister! Ich lasse mich an den Resultaten messen und nicht an dem Weg dorthin und ob ich dich über jeden Schritt informiere. Geht es dir um dein Ego oder um das Wohl von Rising Star Wrestling? Denn wenn es dir um Rising Star Wrestling geht, habe ich mit geringsten Mitteln einen unglaublichen Erfolg für RSW zu verbuchen und wenn ich dafür schon keinen Applaus von dir bekomme, dann verbitte ich mir doch wenigstens jede Einmischung ins operative Geschäft deinerseits – denn das ist, vertraglich geregelt, MEINE Zuständigkeit!“

 

Miles Stone: „Ich stelle das Resultat überhaupt nicht in Abrede…“

 

Owen Parkman: „…aber du bist es nicht gewohnt, dass hier ein General Manager sitzt, der mehr ist als der Grüßaugust. Und genau da liegt das Problem, Miles! Ich baue den Ring nicht auf. Ich buche auch keine Hotels. Dafür habe ich Personal. Ich kümmere mich um das Geschäft und das tue ich verdammt gut! Wenn du lernst, loszulassen, dann können sich hier Kräfte entfalten, die du nie für möglich gehalten hättest. Ich habe es gesagt: Make Rising Star Wrestling BIG again! Aber dazu musst du mir auch den Spielraum lassen, eigene Entscheidungen zu treffen.“

 

Miles Stone: „Du machst einen guten Job, ich sehe die Entwicklung und ich rede dir nicht in deine Entscheidungen rein – aber wenn du das nächste Mal einen Kooperationsvertrag abschließt oder eine Ministerin in unsere Halle einlädst, dann INFORMIERST du mich verdammt noch mal darüber!“

 

Kurzer Blickkontakt, Parkman nickt zustimmend und Stone tritt mit seiner Zeitung wieder den Rückweg an.

 

 

 

Die Kameras schalten zurück in die Halle, wo Francois LeGrands Musik ertönt.

 

Franky van Beuyten: „Also… ich weiß nicht, was ich sagen soll, Luke. Da kracht's aber gewaltig hinter den Kulissen!“

 

Luke Miller: „Und ich kann beide Seiten irgendwo verstehen, Franky. Miles Stone hat diese Liga aufgebaut und fühlt sich offenbar böse übergangen. Aber Parkman hat seine eigenen Vorstellungen und will scheinbar keine Rechenschaft ablegen müssen…“

 

Franky van Beuyten: „Wenn zwei Alphatiere wie Stone und Parkman aufeinandertreffen, dann knallt’s! Ich hoffe nur, dass das ein reinigendes Gewitter zum Besten von Rising Star Wrestling war…“

 

Das Publikum reagiert derweil mit Buhrufen auf den großgewachsenen Franzosen der selbstbewusst über die Rampe schreitet.

 

Luke Miller: „Und während sich das Büro noch von Miles Stones Zorn erholt, kommt hier bereits der Mann, der bei Full Force Impact ganz oben stehen will. Francois LeGrand – 1,92 Meter pure Arroganz aus Avignon, Frankreich.“

 

Franky van Beuyten: „Aber was er im Ring abliefert, ist über jeden Zweifel erhaben. Und er hat’s heute mit einem echten Koloss zu tun…“

 

Die Kamera folgt LeGrand, wie er mit selbstzufriedener Miene in den Ring steigt und sich zur Mitte des Rings begibt.

 

Das Licht in der Arena fällt in sich zusammen, als hätte jemand den Strom abgedreht. Nur ein blutroter Schein bleibt zurück – kriechender Nebel überzieht die Rampe, diffus und bedrohlich, wie aus einem Geschoss der Hölle emporgequollen. Aus den Boxen reißt Toshi Isedas „Full On“ mit metallischem Dröhnen das Publikum aus der Spannung – und auf dem Titantron erscheint der Name:

 

 

HALO

 

Die Halle steht jetzt nicht jubelnd auf, sondern mit angehaltenem Atem. Die Begeisterung ist da, aber gedämpft von etwas Tieferem. Etwas, das näher an Ehrfurcht grenzt als am Wunsch, Applaus zu spenden.

 

Und dann tritt er durch den Vorhang: 1,91 Meter. 152 Kilogramm. Ein Körper wie ein Bollwerk, gepanzert im rot-schwarzen Ringeranzug. Jeder Schritt auf der Rampe ist schwer und unaufhaltsam. Das Ziel: Der Ring und der Mann darin, Francois LeGrand.

 

Franky van Beuyten: „Die Leute wissen ganz genau, was er letzte Woche mit Brian Flare gemacht hat.“

 

Halo erreicht den Ring. Ein Griff ans zweite Seil, ein dumpfer Tritt aufs Apron – er zieht sich hinein und richtet sich dann in voller Größe auf. Er atmet nur einmal tief durch, knackt die Schultern, schließt die Fäuste. LeGrand, bislang selbstbewusst, verzieht für den Bruchteil einer Sekunde das Gesicht.

 

 

 

 

FULL FORCE CHAMPIONSHIP

Tournament Quarter Finals

Singles Match – 1 Fall – No Time Limit

FRANCOIS LEGRAND -VS- HALO

Referee: Chris Barrington

 

 

 

Kaum ist der Gong verhallt, stürmt Francois LeGrand los. Der Franzose packt Halo an den Schultern und beginnt sofort, mit schnellen, wuchtigen Strikes zuzuschlagen. Ein Forearm, noch einer, ein dritter – Halo wird tatsächlich ein Stück zurückgedrängt, bis in die Seile. Die Zuschauer reagieren überrascht, ein Raunen geht durchs Rund, während LeGrand nicht lockerlässt. Ein Uppercut gegen die Brust, dann ein Schlag an die Kieferseite, gefolgt von einem European Uppercut direkt unters Kinn.

 

Franky van Beuyten: „Francois LeGrand fackelt nicht lange! Der will dem Riesen sofort zeigen, dass er sich nicht einschüchtern lässt!“

 

Luke Miller: „Und das klappt sogar… fürs Erste! Halo steht nicht wie zementiert, er geht tatsächlich zurück!“

 

Aber während LeGrand wie ein Besessener auf ihn eindrischt, beginnt sich etwas in Halo zu verändern. Der Kopf geht langsam nach unten, dann zur Seite – ein Zucken im Nacken, ein kurzes Knirschen der Zähne. Als LeGrand erneut ausholt, blockt Halo plötzlich den Schlag ab – ruckartig, mit einem Prankenhieb, der LeGrands Unterarm einfach stoppt wie ein Schlag gegen eine Mauer. Für einen kurzen Moment verharrt alles. Dann schlägt Halo zurück.

 

Ein wilder Chop gegen LeGrands Brustkorb. Ein zweiter, diesmal mit dem ganzen Schwung des massiven Oberkörpers. Der dritte ein Headbutt – kurz, trocken, präzise – und LeGrand torkelt rückwärts wie ein angeschlagener Boxer.

 

Luke Miller: „Ich glaub, jetzt hat’s Klick gemacht.“

 

LeGrand taumelt in die Ecke, schnauft schwer, zieht sich am zweiten Seil wieder hoch – doch Halo ist bereits unterwegs. Ein tiefer Atemzug, dann stürmt er los. Seine Schulter rammt sich mit voller Wucht in LeGrands Brust – der Franzose wird in die Polster gepresst, als hätte man ihn in die Wand getackert.

 

Die Zuschauer zucken zusammen, einige schreien auf. LeGrand bleibt in der Ecke hängen, der Blick verschwommen, die Arme schlaff über dem mittleren Seil. Halo tritt zurück, brüllt einmal laut in Richtung Decke – und das Publikum antwortet ihm mit donnerndem Applaus.

 

Franky van Beuyten: „Wir bekommen hier einen Vorgeschmack, warum sie ihn den Dämonen von Osaka nannten!“

 

Ein gewaltiger Schlag trifft LeGrand an der Seite des Kopfes, direkt unterhalb der Wange. Der Franzose wird durch den Treffer beinahe aus den Seilen geschleudert, doch sein Körper sackt einfach wieder zurück in die Ecke. Halo verzieht keine Miene. Er hebt den Arm erneut und hämmert die Unterseite seiner Faust wie einen Keil gegen LeGrands Brustbein. Dann noch ein Treffer – diesmal mit dem Ellbogen, quer über die Stirn.

 

Luke Miller: „LeGrand hängt da wie ein Sandsack! Aber Halo hört nicht auf…“

 

Referee Chris Barrington springt heran, hebt warnend die Hand und beginnt lautstark anzuzählen.

 

„One!“

 

Halo hämmert einen weiteren Ellbogenschlag gegen die Seite.

 

„Two!“

 

Ein weiterer, diesmal in die Rippen.

 

„Three!“

 

Barrington ruft ihm direkt ins Gesicht.

 

„FOUR!“

 

Doch nun bewegt sich LeGrand. Instinktiv, nicht aus Kalkül. Er krallt sich mit der linken Hand ans obere Seil, lässt sich unter dem mittleren hindurchgleiten und plumpst aus dem Ring. Hart landet er auf den Knien, taumelt zur Absperrung, stützt sich ab – keuchend, den Blick zu Boden gesenkt, während Schweiß über seine Stirn tropft. Im Ring steht Halo. Die Brust hebt und senkt sich schwer, doch sein Blick ist unverändert.

 

Luke Miller: „LeGrand hat’s gerade so aus der Folterkammer rausgeschafft.“

 

Draußen richtet Francois LeGrand sich auf, fährt sich mit der Hand durch die klatschnassen Haare und beginnt, mit den ersten Fans an der Absperrung zu diskutieren. Ein junger Mann im Steele-Mothers-Shirt hebt beide Hände und schreit irgendwas Richtung LeGrand – der Franzose geht sofort auf ihn los, als wäre er der eigentliche Gegner und immerhin trägt er das Shirt eines Engländers. Wild gestikulierend, die Hände am Kopf, schreit er in schnellem Französisch zurück, zeigt auf den Ring und schüttelt dann den Kopf.

 

Chris Barrington: „One!“

 

Franky van Beuyten: „Das ist klassische Taktik hier – LeGrand hat ordentlich kassiert, der braucht Luft!“

 

Chris Barrington: „Two!“

 

LeGrand dreht sich langsam um, streckt demonstrativ die Arme zur Seite.

 

Three!

 

Gemächlichen Schrittes beginnt er, um den Ring herumzugehen, lässt die Fingerspitzen am Apron entlanggleiten, ganz so, als spüre er nach, ob der Ring ihn noch will.

 

Four!

 

Halo hat sich keinen Millimeter bewegt. Er steht im Zentrum des Seilgevierts, die Augen auf LeGrand geheftet, als könnte er mit Blicken Körper zertrümmern.

 

Five!

 

LeGrand schüttelt sich einmal, dann lacht er plötzlich auf – ein gezwungenes, selbstüberzeugtes Lachen, das mit jeder Sekunde mehr nach Fassade riecht.

 

Six!

 

Er klopft sich auf die Brust, sagt etwas Unverständliches Richtung Kamera.

 

Seven!

 

Noch ein Schritt. Noch ein Atemzug. LeGrand bleibt kurz vor dem Apron stehen, wirft einen letzten, schnellen Blick über die Schulter.

 

Eight!

 

Dann rutscht er mit einem Satz wieder unter dem untersten Seil hindurch zurück in den Ring – genau im richtigen Moment.

 

Franky van Beuyten: „Er nutzt wirklich jede Sekunde, die ihm der Regelkatalog bietet… aber viel länger kann er diesem Biest nicht ausweichen!“

 

Kaum ist LeGrand wieder im Ring, geht Halo schnurstracks auf ihn los. Er will den Franzosen direkt wieder unter Kontrolle bringen. Mit einem wuchtigen Schritt stößt er vor, packt LeGrand am Arm und zieht ihn zur Mitte des Rings, doch der Franzose taucht blitzschnell unter dem Griff hindurch, geht in die Hocke – und fährt ihm im selben Moment zwei Finger tief in die Augen.

 

Franky van Beuyten: „Augenkratzer! Das ist doch eine verdammte Notbremse, kein Wrestling!“

 

Luke Miller: „Aber es war effektiv!“

 

Halo taumelt leicht nach hinten und hält sich das Gesicht – ein Moment, den LeGrand sofort nutzt. Ein harter Kick in den Oberschenkel, dann einer in die Seite. Er springt hoch, trifft Halo mit einem Knee Strike an der Schläfe – der Koloss wankt erstmals ernsthaft.

 

LeGrand zieht nach, hämmert einen Forearm gegen den Hinterkopf und springt dann mit seinem ganzen Gewicht auf Halos Rücken. Mit fließender Bewegung zieht er den rechten Arm des Giganten zur Seite, schlingt den linken Arm um Halos Hals und presst sich fest gegen dessen Rücken: Sleeperhold!

 

Franky van Beuyten: „LeGrand hängt an ihm wie ein Rucksack mit eingebautem Würgegriff!“

 

Luke Miller: „Und Halo muss zum ersten Mal richtig arbeiten! Der ist angeschlagen, er sieht nicht richtig – und der Sleeperhold sitzt!“

 

LeGrands Beine klammern sich um Halos Hüften, seine Arme pressen sich fester und fester um den Hals des massigen Gegners. Halo taumelt rückwärts, sein Blick ist glasig, der Körper wirkt erstmals schwerfällig. Halo geht auf die Knie. Ein dumpfer Schlag gegen die Matte, als seine 152 Kilo nach unten sacken und der französische König des Rings noch fester zupackt. LeGrand verankert die Fersen an Halos Hüften, zieht den Sleeper enger.

 

Luke Miller: „Halo geht runter! Ich glaub’s nicht, der Koloss knickt ein!“

 

Die Zuschauer reagieren plötzlich mit anfeuerndem Klatschen, das erst vereinzelt aus den hinteren Rängen erklingt und sich dann durch die ganze Halle zieht. Immer schneller. Immer rhythmischer. Halo verharrt auf einem Knie, die Finger tasten an LeGrands Unterarm, finden aber keinen Hebel. Der Blick ist gesenkt, verschwommen. Doch dann… bewegt sich etwas: Die Wirbelsäule richtet sich langsam auf. Zentimeter für Zentimeter hebt sich der Rücken. Das rechte Knie kommt wieder unter den Körper. Dann drückt sich Halo mit einer unmenschlichen Kraftanstrengung hoch.

 

Franky van Beuyten: „ER KOMMT HOCH! HALO KOMMT HOCH! ER HEBT LEGRAND MIT SICH IN DIE HÖHE!“

 

Luke Miller: „Der Mann hebt einen 120-Kilo-Gegner mit einem Würgegriff auf dem Rücken hoch, als wäre er tatsächlich nur ein Rucksack!“

 

Das Publikum steht. Die Kamera fängt Gesichter ein mit offenen Mündern. Halo steht. LeGrand klammert sich immer noch an seinen Hals, aber der Blick des Kolosses ist zurück - mit einem letzten, tiefen Atemzug richtet sich Halo komplett auf. Der Blick ist voller Zorn. Seine rechte Hand umklammert das Seil, die linke ballt sich zur Faust, dann dreht er sich ruckartig zur Seite und lässt sich mit voller Wucht rücklings nach hinten fallen.

 

WUMM.

 

Der gesamte Ring bebt, als 152 Kilogramm brutale Masse gegen die Ringecke krachen – und dazwischen: Francois LeGrand. Der Franzose wird förmlich zwischen Halo und den Polstern zerquetscht, seine Augen weiten sich panisch, ein röchelndes Keuchen dringt aus seinem Hals. LeGrand rutscht ein Stück nach unten, hängt in den Seilen wie ein nasser Sack.

 

Franky van Beuyten: „LeGrand ist geplättet! Der ist in der Ecke gerade einmal komplett neu zusammengesetzt worden!“

 

Luke Miller: „Er hatte sich festgebissen wie ein Terrier, aber jetzt hat dieser Terrier Atemnot!“

 

Halo richtet sich auf, dreht sich sofort um und greift LeGrand am Handgelenk. Ohne Ankündigung, ohne Zeit zum Atmen, schleudert er ihn mit einem gewaltigen Whip In in die gegenüberliegende Ringecke.

 

LeGrands Rücken knallt in die Polster, die Knie wackeln, der ganze Körper wirkt, als würde er gleich zusammenbrechen – doch da ist keine Zeit mehr.

 

Denn Halo sprintet los.

 

„OOOOOOOOOOOOOOOOOH“

 

Eine Avalanche, so massiv, so wuchtig, dass LeGrand bei Halos Einschlag mit dem ganzen Körper nach vorne zusammensackt. Der Ring ächzt. Die Halle explodiert.

 

Franky van Beuyten: „Ich hab schon viel gesehen – aber DAS war eine verdammte Lawine aus Fleisch!“

 

Luke Miller: „LeGrand ist ein Hochleistungssportler, aber das da war gerade wie von einem Vierzigtonner überfahren zu werden!“

 

Halo bleibt stehen. Brust an Brust umgreift er mit beiden Armen LeGrands schlaffen Körper, schiebt ihn mühelos ein Stück von der Ecke weg in Richtung Ringmitte und richtet ihn mit einem einzigen kräftigen Zug an den Schultern auf. Der Franzose steht zwar aufrecht, aber nur, weil Halo ihn hält – die Beine wirken zittrig, die Augen flackern. Ein lauter Schrei zerreißt die Halle. Halo stemmt LeGrand hoch und schleudert ihn mit einem Overhead Belly to Belly Suplex quer durch den Ring!!!

 

„OOOOOOOOOOOOOOOOH“

 

LeGrands massiger Körper knallt auf die Matte wie ein Sandsack. Der Aufprall ist dumpf und brutal. Die Zuschauer schreien auf, dann bricht tosender Applaus los.

 

Franky van Beuyten: „OH MEIN GOTT! OVERHEAD BELLY TO BELLY SUPLEX! Das war ein verdammter Meteoriteneinschlag!“

 

Halo dreht sich sofort herum, kriecht auf LeGrand zu und wirft sich auf ihn zum Cover.

 

Chris Barrington zählt:

 

ONE!

 

Das Publikum zählt mit, völlig elektrisiert.

 

TWO!

 

THR…KICKOUT!!!

 

Aber LeGrand reißt die Schulter hoch. Ein kurzes Zucken, ein Reflex aus dem Unterbewusstsein – doch genug, um das Match am Leben zu halten.

 

Franky van Beuyten: „LeGrand LEBT noch?!“

 

Halo zieht LeGrand am Arm hoch, atmet schwer, doch seine Bewegungen bleiben zielstrebig. Er schleudert ihn mit einem kräftigen Whip-In in die Seile – doch LeGrand stemmt sich im letzten Moment dagegen, dreht das Momentum um und schickt stattdessen Halo auf die Reise.

 

Der Gigant federt in die Seile, schießt zurück – und da ist LeGrand schon in der Luft!

 

Mit einer letzten Energiereserve springt der Franzose ab, streckt den rechten Arm aus und hämmert ihn quer über Halos Oberkörper: FLYING CLOTHESLINE! Der Einschlag ist heftig, Halo wird von den Beinen geholt – und kracht auf den Rücken.

 

Doch der Preis ist hoch: Auch LeGrand landet hart. Die Aktion hat ihn alles gekostet, was noch in ihm war. Beide Männer liegen am Boden, keuchend, geschlagen, erschöpft.

 

Franky van Beuyten: „LeGrand hat’s getan! Er hat Halo von den Beinen geholt!“

 

Chris Barrington beginnt zu zählen. Die Kamera zeigt das erschöpfte Gesicht von LeGrand, dann Halos regungslosen Körper.

 

Die Halle steht unter Spannung – das Match steht auf Messers Schneide.

 

Langsam, zentimeterweise, bewegen sich beide Männer.

 

LeGrand wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht, während er taumelnd die Seile nutzt, um ganz auf die Beine zu kommen. Der Blick geht sofort wieder zu Halo, der sich ebenfalls langsam erhebt, noch angeschlagen, aber gefährlich – ein Beben, das sich jeden Moment wieder entfalten kann. Doch LeGrand reagiert schneller. Noch bevor Halo ganz aufrecht steht, schlägt er ihm mit einem tiefen Elbow gegen den Nacken, zwingt den Koloss wieder nach unten und hämmert dann sofort einen harten Forearm auf den Rücken hinterher.

 

Luke Miller: „LeGrand hat verstanden: Du kannst Halo nicht einfach umhauen, du musst ihn Stück für Stück zerschlagen.“

 

Franky van Beuyten: „Er arbeitet sich an ihm ab wie ein Bildhauer am Granitblock.“

 

LeGrand packt Halo am Arm und reißt ihn mit einem Ruck zu sich heran, schiebt einen schnellen Knee Lift in die Rippen hinterher. Halo schnauft laut auf, beugt sich nach vorne, aber LeGrand bleibt dran. Er stößt ihn in die Ecke, lässt keine Pause zu, hämmert ihm mit offener Hand gegen die Brust – WOOOOOO!ein zweites Mal – WOOOOOOOOO! – und wieder.

 

Die Zuschauer buhen nun, aber LeGrand scheint das nur zu beflügeln. Er hebt die Arme und antwortet selbst mit einem gezielten High Knee mitten in Halos Magengegend, der den Riesen keuchend zusammensacken lässt.

 

Franky van Beuyten: „Das ist ein zäher Hund, dieser Franzose – LeGrand lässt nicht locker!“

 

Francois LeGrand packt Halo am Hinterkopf und zieht ihn aus der Ecke, in Richtung Mitte des Rings. Mit einem lauten Ruf dreht er sich, greift um: Snap Suplex! Halo kracht auf die Matte. Die Erschütterung geht durch den gesamten Ring. Aber LeGrand geht nicht sofort ins Cover. Er bleibt sitzen, zieht sich die Haare aus dem Gesicht und atmet schwer, sein Blick: eine Mischung aus Konzentration und Irrsinn.

 

Er erhebt sich langsam, stampft einmal fest auf und hebt Halo erneut auf die Beine – dieses Mal braucht es sichtbar mehr Kraft. Die Masse des Gegners hängt schwer an ihm, aber LeGrand zieht durch. Wieder Whip-In in die Seile – und diesmal lässt er sich nach vorne fallen: Dropkick gegen das Knie!

 

Halo wird das Bein förmlich weggezogen. Der große Mann sackt zusammen, fällt auf die Knie. Genau der Moment, auf den LeGrand gewartet hat. Er rennt los, springt aufs zweite Seil – Springboard Elbow Drop gegen Halos Nacken! Das Monster fällt auf die Seite, benommen, die Bewegung wird träger.

 

Jetzt folgt das Cover. LeGrand wirft sich drauf, hakt das Bein ein.

 

ONE!

 

TWO!

 

KICKOUT!

 

Franky van Beuyten: „Halo bleibt drin! Aber LeGrand hat ihn am Rande des Zusammenbruchs – das hier ist seine beste Phase bislang!“

 

LeGrand zieht sich wieder hoch, die Brust hebt sich schnell, die Augen flackern, aber die Haltung ist entschlossen. Der Franzose weiß: Jetzt muss er den Sack zumachen. Er schnauft schwer, doch hat Blut geleckt. Der Franzose zieht Halo erneut am Arm hoch, packt ihn am Hinterkopf, will noch einen Knee Lift nachlegen – doch diesmal ist Halo vorbereitet. Mit einer plötzlichen, urgewaltigen Bewegung stemmt sich der Superschwergewichtler aus dem Halbdunkel seiner Benommenheit empor und blockt das Knie mit dem Unterarm. LeGrand ist überrascht, verliert für den Bruchteil einer Sekunde die Balance – und das reicht.

 

Halo rammt ihm die Stirn mitten ins Gesicht. Ein Headbutt, mehr Reaktion als Plan – aber wirkungsvoll. LeGrands Kopf schnellt zurück, er stolpert, da ist Halo schon wieder da. Ein massiver Leberhaken mit der Rechten, tief in die Seite. Dann ein brutaler Back Elbow mit der Linken gegen die Schläfe. LeGrand wankt. Halo schnellt nach vorn, rammt ihm den Unterarm gegen die Brust – eine kurze Lariat, die den Franzosen von den Beinen holt.

 

Franky van Beuyten: „DAS ist eine Rückeroberung des Rings, Zentimeter für Zentimeter!“

 

Luke Miller: „Halo prügelt LeGrand die Flausen aus dem Schädel – und zwar mit Zinseszins!“

 

LeGrand taumelt rückwärts in die Seile, federt ab – und wird von Halo mit einem Spinning Back Elbow empfangen, der ihm den Atem aus der Lunge treibt. Er klappt zusammen, knallt auf die Matte.

 

Halo bleibt stehen, die Brust hebt sich wie ein Amboss, Schweiß tropft vom Kinn. Das Publikum ist laut, ein pochendes Echo aus Begeisterung, Staunen und Respekt. LeGrand robbt rücklings zur Ringecke – doch Halo hat ihn längst im Visier. Mit einem düsteren Schnauben stapft er los, packt den Franzosen am Nacken, zieht ihn auf die Beine wie ein ungezähmtes Tier, das nicht mehr fliehen kann. Dann schlägt er wieder zu: Ein brutaler Forearm Smash gegen die Stirn. Ein weiterer gegen die Brust. Halo drängt LeGrand mit reiner Masse zurück in die Ecke und hämmert dann eine Serie von Schlägen in dessen Rumpf – links, rechts, links – wie ein Boxsack, der zu atmen versucht.

 

Franky van Beuyten: „HALO IST EIN KOCHENDES ÖLFASS MIT FÄUSTEN!“

 

Luke Miller: „Und LeGrand ist gerade das Steak darin – durchgebraten in zehn Sekunden!“

 

Chris Barrington zählt an, ruft „Break!“ – und Halo lässt erst los, als der Referee ihn fast anfassen muss. Dann hebt er die Arme, tritt zurück, brüllt in die Menge. Die Fans explodieren. LeGrand sackt in der Ecke zusammen, keuchend, der Blick verschwommen. Der Dämon aus Osaka zieht seinen Kontrahenten ein weiteres Mal hoch, und dieses Mal gibt es kein Erbarmen mehr. Die Hände des Superschwergewichts packen unter die Arme des Franzosen, stemmen ihn gegen den Oberkörper – und mit einem Ruck hebt Halo seinen Gegner senkrecht in die Höhe.

 

GORILLA PRESS GEGEN FRANCOIS LEGRAND!!

 

Die Zuschauer springen auf, ein Raunen geht durch die Reihen, dann: Applaus, Jubel, Schreie – denn Halo hält den über 120 Kilogramm schweren LeGrand über dem Kopf. Die Arme ausgestreckt, die Ellbogen durchgedrückt, die Brust wie ein Felsblock nach vorn gestemmt.

 

Franky van Beuyten: „WAS FÜR EINE SZENE! HALO STEMMT LEGRAND MIT DEM GORILLA PRESS HOCH!“

 

Halo dreht sich mit LeGrand in den Hände. Ein Moment für die Ewigkeit – dann wirft er ihn mit voller Wucht nach vorn, lässt ihn auf der Matte aufschlagen.

 

Luke Miller: „OOOOH! Üble Bruchlandung hier für Air France!“

 

LeGrand zuckt zusammen, rollt sich halb auf den Rücken, der ganze Körper scheint sich zu winden unter dem Schmerz. Halo wirft sich auf ihn, presst ihn mit vollem Gewicht zu Boden, hakt das Bein ein.

 

ONE!

 

TWO!

 

THR… KICKOUT!

 

Ein Aufschrei – teils aus Überraschung, teils aus Bewunderung. LeGrand lebt noch. Irgendwie.

 

Franky van Beuyten: „ZWEI! ZWEI! Ich glaub’s einfach nicht!“

 

Halo erhebt sich wie ein dunkler Monolith inmitten der brodelnden Halle. Die Lichter spiegeln sich auf seinem durchgeschwitzten, rot-schwarzen Ringeranzug, sein Brustkorb hebt und senkt sich in tiefem, gleichmäßigem Rhythmus. Francois LeGrand rollt sich ächzend auf den Bauch, versucht, sich mit zittrigen Armen hochzuziehen. Doch Halo ist bereits wieder über ihm. Mit einer stoischen Ruhe packt er LeGrand am Nacken, zieht ihn mühelos auf die Beine und schiebt ihn zurück in die Ringecke. Dann setzt Halo nach – ein Shoulder Thrust, tief in die Rippen. Noch einer. Und ein dritter, brutaler Treffer, bei dem sich LeGrands gesamte Wirbelsäule durchbiegt. Die Zuschauer stöhnen hörbar mit, als würden sie den Einschlag spüren.

 

Franky van Beuyten: „Ich will nicht wissen, was für Geräusche LeGrands Rippen gerade machen!“

 

Luke Miller: „Halo nimmt dir nicht nur die Luft, der presst dir auch gleich die Seele aus dem Leib.“

 

Halo tritt zurück, lässt LeGrand ein paar Sekunden taumeln – und rammt ihn dann mit einem Whip-In quer durch den Ring in die gegenüberliegende Ecke. Der Aufprall ist so hart, dass das ganze Gestänge zittert. LeGrand fällt vornüber auf die Matte. Halo blickt sich kurz um und stürmt los. Running Back Elbow Drop! Volle Breitseite, präzise platziert in LeGrands oberen Rücken. Er bleibt reglos liegen. Halo rollt ihn herum, hakt das Bein ein und presst sich mit seinem gesamten Oberkörper auf ihn.

 

ONE!

 

TWO!

 

THR… KICKOUT!

 

LeGrand reißt die Schulter hoch – aber nur sehr sehr knapp. Die Menge reagiert mit einer Mischung aus Aufschrei und Fassungslosigkeit.

 

Franky van Beuyten: „Der Franzose hat ein verdammtes Wunder im linken Schultergelenk versteckt!“

 

Luke Miller: „Halo hat ihn quasi flachgewalzt – und trotzdem ist da noch ein Fünkchen Leben. Das hier ist Wahnsinn.“

 

Halo presst sich mit der Faust auf den Oberschenkel, kommt wuchtig auf die Beine und sieht LeGrand, der sich mit letzter Kraft an den Seilen hochzieht. Der Koloss stampft wie ein Rammbock über die Matte, hebt den Arm für den nächsten Angriff. Doch LeGrand duckt sich im letzten Moment weg! Halo kracht in die Ecke, federt zurück – und LeGrand, taumelnd, halb blind vor Erschöpfung, springt hoch zur Flying European Uppercut! Er trifft – halbwegs. Halo wankt leicht zurück. LeGrand läuft an, will die nächste Aktion durchziehen. Doch Halo bleibt stehen. Der Aufprall prallt regelrecht an ihm ab.

 

Mit einer flüssigen, brutalen Bewegung packt er LeGrand im Vorbeilaufen an der Hüfte, zieht ihn herum und reißt ihn rücklings in den Griff – Tazmission! Der Pool of Agony sitzt!

 

Franky van Beuyten: „POOL OF AGONY! POOL OF AGONY! HALO SCHLÄGT ZU!“

 

Luke Miller: „Er hat ihn! Der Franzose steckt drin, und es gibt KEIN ENTKOMMEN!“

 

LeGrand rudert mit den Armen, stemmt sich gegen Halos Griff, versucht, das Gleichgewicht zu halten – doch Halo zieht ihn nach unten. Die Beine gehen weg, die Kontrolle schwindet, der Griff zieht sich wie ein Schraubstock um Hals und Schultern.

 

Chris Barrington ist sofort zur Stelle.

 

LeGrands Arm zuckt.

 

Noch ein Versuch.

 

Noch ein Widerstand.

 

DANN KLOPFT ER AB!

 

Sieger nach 13:31 via Submission: Halo

 

Franky van Beuyten: „Er klopft ab! LeGrand klopft ab!“

 

Die Glocke läutet. Halo lässt erst beim zweiten Zuruf von Barrington los, steht dann langsam auf, die Brust hebt sich schwer.

 

Luke Miller: „Halo hat es wieder getan, der lebendige Abrissbagger…“

 

Franky van Beuyten: „…und er ist ganz offiziell unser erster Halbfinalist für Full Force Impact im Kampf um den Full Force Titel!“

 

Die Zuschauer stehen. Jubel, Staunen – alles vermischt sich zu einem einzigen, dröhnenden Klangteppich. Halo blickt schweigend in die Kamera. Es ist der Blick eines Mannes, der gekommen ist, um alles zu zerstören.

 

 

 

BACKSTAGE

 

Sandra Palmer steht bereit, doch in ihren Augen liegt ein Anflug von Unbehagen – kein Wunder, denn direkt neben ihr tobt ein menschlicher Orkan. Scott Trevin läuft im engen Radius auf und ab, prustet, schnaubt, als müsse er sich selbst an der Leine halten. Die langen Haare sind klatschnass vom Wasser oder Schweiß oder beidem. Er blickt Sandra an wie ein Wolf, der sich fragt, ob er jetzt ein Interview gibt oder gleich das Mikrofon beißt.

 

Sandra hebt das Mikro, doch sie kommt nur bis: „Scott Trevin, heute Abend…“

 

Scott Trevin: „IHR WOLLT DEN PSYCHOMANIAC?! IHR KRIEGT DEN VERFICKTEN PSYCHOMANIAC!!“

 

Er hämmert mit beiden Fäusten gegen eine Spindtür, dass das Metall wackelt. Sandra zuckt zusammen. Trevin presst seine Stirn gegen die Tür, stöhnt leise, lacht dann wieder völlig entkoppelt von jeder Vernunft.

 

Scott Trevin: „Ein Mystery Opponent, ja?! Ihr wollt also Spannung, Überraschung, ein bisschen Nervenkitzel? ICH HOFFE, ES KOMMT EIN PRIESTER – DANN KANN ER MEINEM GEGNER GLEICH DIE LETZTE ÖLUNG VERPASSEN, WENN ICH IHN AUF DER RAMPE EINÄSCHERE!!!“

 

Er reißt sich das eigene Shirt vom Leib, wirft es durch den Raum.

 

Scott Trevin: „Ich war der Champion. UND ICH WERDE WIEDER DER CHAMPION!“

 

Er tritt gegen eine Bank, dass sie umkippt. Dann starrt er direkt in die Kamera, viel zu nah. Der Schweiß tropft ihm von der Nase. Der Wahnsinn tropft aus den Augen.

 

Scott Trevin: „…jetzt beginnt MEIN TURNIER. Mein Feldzug. Mein. Verdammtes. COMEBACK.“

 

Er keucht. Atmet schwer. Streckt die Zunge raus, leckt sich über die Lippen. Schlägt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Dann schnappt er sich Sandra Palmers Mikrofon aus der Hand – und wirft es gegen die Wand, wo es mit einem lauten KLACK zerbricht.

 

Scott Trevin: „ICH BIN DIE HÄRTEPRÜFUNG! ICH BIN DIE ENDSTUFE! ICH BIN DER HASS, DER ÜBER DIESE LIGA FEGT! UND DIESER MYSTERY OPPONENT WIRD NUR DAS ERSTE OPFER!!!“

 

Dann stürmt er aus dem Bild. Die Kamera schwenkt zurück auf Sandra Palmer, die mit weit aufgerissenen Augen dasteht und überlegt, den Exorzisten zu rufen.

 

 

 

Die Kamera schwenkt in die Halle, wo die Kommentatoren mit Fragezeichen über dem Kopf die letzte Szene einzuordnen versuchen.

 

Luke Miller: „Die arme Sandra kriegt aber heute die volle Dosis des Irrsinns! Der Psychomaniac macht seinem Spitznamen alle Ehre…“

 

Franky van Beuyten: „Und wer auch immer unser Mystery Man ist, er kriegt es hier mit einem gefährlichen Irren zu tun!“

 

Buh-Rufe hallen durch die Arena, als die ersten Töne von Slayers „Here Comes The Pain“ erklingen. Die Rampe füllt sich mit Nebel. Dann erscheint er: Scott Trevin. Die Haare wild, das Gesicht verschwitzt.

 

Franky van Beuyten: „Da ist er, der Psychomaniac.“

 

Luke Miller: „Und die Ringseile zittern wahrscheinlich schon. Ich hab das Gefühl, selbst die Matte denkt sich: Bitte nicht schon wieder dieser Typ…“

 

Trevin stampft die Rampe hinunter, reißt sich auf halber Strecke die Tapebänder von den Handgelenken, schleudert sie mit voller Kraft ins Publikum. Er schubst ein Kamerakabel zur Seite, hämmert einmal mit der Faust gegen die Ringtreppe, springt dann mit einem Bein auf den Apron – und mit einem Ruck zwischen die Seile. In der Mitte des Rings bleibt er stehen. Die Musik stoppt. Er atmet schwer. Die Kamera zoomt nah ran. Sein Blick starr Richtung Entrance-Bereich gerichtet, als plötzlich das Licht in der Halle ausgeht.

 

Die Fans werden unruhig. Dann baut sich aus den Boxen langsam ein altbekannter Klangteppich auf: „Rebirth“ von Hadouken! Weiße Blitze zucken im Rhythmus über die Rampe, als auf dem Videoboard ein einzelner Name erscheint:

 

 

VANDEN

 

 

Ein gewaltiger Jubelsturm bricht los…

 

Franky van Beuyten: „WAS?! WAS?! DAS GIBT’S DOCH NICHT! DAS IST… DAS IST DRIAN VANDEN!!“

 

Luke Miller: „ALTER SCHWEDE! Drian Vanden ist zurück bei Rising Star Wrestling und er ist der fehlende Mystery Man im Titelturnier!!“

 

Der Nebel lichtet sich, als Drian Vanden in seiner schlichten, stilvoll weiß-blauen Ringgear auf die Rampe tritt. Ein kurzer Blick über die jubelnde Menge. Dann marschiert der Glatzkopf entschlossen in Richtung Ring.

 

Luke Miller: „Der Mann, der 2005 in ganz jungen Jahren das Match des Jahres gegen Mars abgeliefert und gewonnen hat, der jahrelang als zukünftiger Superstar des Wrestlings gehandelt wurde, ist zurück bei Rising Star Wrestling!“

 

Franky van Beuyten: „Und das nicht irgendwo, sondern im Viertelfinale des Full Force Titelturniers! Was für ein Main Event heute hier bei Hard Wired!“

 

Vanden umrundet den Ring, klatscht mit einigen Fans ab, ehe er energisch auf den Apron steigt. Mit einem lässigen Schritt steigt er zwischen den Seilen hindurch, streckt kurz beide Arme aus und erntet Standing Ovations des kanadischen Publikums, das ihn nicht vergessen hat, sondern begeistert zurückempfängt.

 

Al Sheppard gibt letzte Instruktionen. Der Gong ist noch nicht geläutet. Die Fans sind laut, elektrisiert, voller Erwartungen. Zwei völlig verschiedene Welten stehen sich gegenüber:

 

Franky van Beuyten: „Vanden gegen Trevin. Zwei ganz unterschiedliche Typen, ein Ziel: Der Full Force Titel.“

 

 

 

 

 

FULL FORCE CHAMPIONSHIP

Tournament Quarter Finals

Singles Match – 1 Fall – No Time Limit

SCOTT TREVIN -VS- DRIAN VANDEN

Referee: Al Sheppard

 

 

 

 

Der Gong ertönt. Doch kaum ist der Schlag verklungen, stürzt sich Scott Trevin wie ein Berserker auf Drian Vanden! Der Schwede, noch in halb aufrechter Stellung, wird von einer wahren Lawine an Schlägen überrascht – Rechte, Linke, Ellbogen, ein Headbutt. Trevin hämmert wie im Rausch auf ihn ein, drängt ihn rücklings in die Seile.

 

Franky van Beuyten: „Trevin kennt nur eine Taktik: Alles rein, was geht! Der will Vanden überrollen, bevor der überhaupt atmen kann!“

 

Doch Vanden, obwohl überrascht, behält den Kopf – im sprichwörtlichen wie im wörtlichen Sinne - oben. Er blockt einen wilden Forearm mit dem Unterarm, taucht unter einem weiteren Schlag hindurch, dreht sich blitzschnell aus der Enge und feuert eine präzise Schlagsalve ins Ziel! Linke! Rechte! Uppercut! Spinning Backfist! Trevin weicht zurück und in der RSW-Arena fliegt jetzt fast das Dach weg.

 

Luke Miller: „HIER GEHT JETZT RICHTIG DIE POST AB!“

 

Trevin taumelt zurück, verwirrt vom schnellen Konter. Vanden lässt nicht locker. Mit einem Whip-In schickt er Trevin in die Seile, will eine Lariat zeigen, doch Trevin duckt sich ab, rennt weiter, Vanden geht aber mit und hämmert den zurückfedernden Trevin mit einer Clothesline in hohem Bogen rücklings über das oberste Seil! Die Halle explodiert endgültig. Vanden bleibt kurz mit durchgedrücktem Rücken und weit geöffneten Armen im Ring stehen, dann hebt er leicht die Faust. Jubel brandet auf.

 

Franky van Beuyten: „Der ist gekommen, um zu bleiben. Und um sich was zu holen. Das hier ist ein Angriff auf die Spitze der Liga!“

 

Luke Miller: „Und der Wahnsinnige draußen weiß gerade nicht, was abgeht!“

 

Draußen rappelt sich Trevin fluchend auf, während Sheppard mit dem Count beginnt – aber Drian Vanden geht nicht nach. Er bleibt ruhig, fokussiert, wartet auf den nächsten Angriff. Die Zuschauer skandieren „VAN-DEN! VAN-DEN!“ und der Rückkehrer genießt das Bad im Jubel der Menge nach der langen Abwesenheit. Unterdessen kehrt sein Widersacher ins Seilgeviert zurück – mit nicht eben besserer Laune. Trevin atmet schwer, aber kontrolliert. Es ist nicht mehr die ungestüme Raserei der ersten Minute, sondern kaltes Kalkül, das sich auf seinem Gesicht abzeichnet. Der "Psychomaniac" hatte sich zu Beginn den Schneid abkaufen lassen müssen, doch jetzt will er zeigen, dass dieser Ring sein Territorium ist.

 

Beide umrunden sich, langsam. Dann folgt der Lock-Up. Ein wuchtiges Aufeinandertreffen der Körper, Schulter gegen Schulter, Hand an Nacken, Ellenbogen durchgedrückt. Die Fans reagieren sofort mit Spannung. Zentimeter für Zentimeter schieben sich die beiden durch den Ring, wackelig, schwer atmend. Vanden stemmt sich mit aller Gewalt gegen Trevins Druck, doch dieser ist unbeirrbar, fokussiert. Trevin senkt den Schwerpunkt, verlagert das Gewicht, holt sich mit seinem Kraftvorteil millimeterweise die Dominanz. Dann ein letzter Schub: Vanden wird mit einem Ruck in die Ringseile gedrückt, wo Al Sheppard sofort eingreift. "Break! Break!", ruft der Offizielle, doch Trevin nutzt die vier erlaubten Sekunden maximal aus. Er drückt mit dem Unterarm gegen Vandens Hals, hämmert ihm dann im Rausgehen einen kurzen Ellbogenschlag in die Rippen. Al Sheppard schiebt sich dazwischen, aber Trevin winkt nur ab und setzt sofort nach.

 

Er packt Vanden an der Schulter, schleudert ihn in die gegenüberliegende Ecke. Vanden knallt hart in die Turnbuckles, der ganze Ring wackelt. Kaum hat er sich aufgerichtet, prescht Trevin mit einem Shoulder Thrust nach, trifft Vanden mit der Schulter voll in den Bauch. Und noch einer! Und noch einer! Der Schwede keucht, spürt die Luft aus seinen Lungen gepresst. Trevin tritt ihm mit dem Boot gegen die Brust, drückt ihn erneut gegen die Ecke. Die Fans buhen lautstark, doch Trevin genießt es geradezu.

 

Luke Miller: "Das ist diese sadistische Seite von Trevin. Er will Schmerzen sehen."

 

Franky van Beuyten: "Und er übernimmt hier gerade die Kontrolle."

 

Trevin zieht Vanden nun aus der Ecke, hakt dessen Arm ein, zieht ihn zu sich heran – Short-Arm Lariat! Vanden geht hart zu Boden. Trevin schwingt die Arme auseinander, kniet sich neben Vanden und flüstert ihm etwas Unverständliches ins Ohr, ein krudes Mantra, das niemand im Publikum deuten kann. Dann richtet er sich wieder auf und tritt seinem Gegner einmal mit voller Wucht gegen den Rücken.

 

Vanden windet sich, will sich hochkämpfen, doch Trevin ist zur Stelle. Er zieht Vanden mit einem Ruck an den kurzen Hosen hoch, packt ihn um die Taille, hebt ihn aus – Belly-to-Back Suplex mit satter Wucht. Vanden kracht auf die Matte, seine Beine prallen auf, dann bleibt er auf dem Rücken liegen, die Arme leicht ausgestreckt.

 

Trevin kriecht über ihn, presst den Unterarm quer über Vandens Gesicht und geht ins Cover.

 

ONE...

 

TWO...

 

Kickout von Vanden! Nicht mit voller Kraft, aber entschlossen genug, dass Trevin zur Seite rollt. Der Psychomaniac schnaubt, doch lächelt auch schief. Es ist, als würde ihm jede Sekunde, die sein Gegner leidet, Genugtuung verschaffen.

 

Franky van Beuyten: "Unser Rückkehrer hält sich wacker, aber Trevin zerlegt ihn gerade systematisch."

 

Luke Miller: "Und er schreit nicht mehr rum… das ist das Gefährlichste an ihm… wenn er ruhig wird."

 

Trevin packt Vanden erneut am Kopf, zieht ihn in die Senkrechte, verpasst ihm eine Reihe harter Forearms gegen den Nacken. Dann whippt er ihn in die Seile – Vanden kommt zurück, aber Trevin springt hoch: Leaping Knee Strike! Volle Kanne an die Brust, Vanden klappt zusammen. Trevin wirft sich wieder auf ihn:

 

ONE...

 

TWO...

 

KICKOUT!

 

Wieder Kickout, diesmal mit deutlich weniger Nachdruck. Vanden keucht, seine Brust hebt und senkt sich schwer. Trevin erhebt sich langsam, geht zur Ringecke, lässt sich dort auf ein Knie sinken und beobachtet Vanden. Die Kamera zoomt auf sein Gesicht. Die Stirn von Schweiß durchzogen, der Blick konzentriert. Dann schleudert er sich selbst gegen die Seile, nimmt Anlauf für einen Elbow Drop – doch Vanden rollt sich im letzten Moment weg!

 

Trevin knallt mit dem Ellbogen auf die Matte und rollt sich fluchend zur Seite. Es ist Vandens erste Atempause. Er krümmt sich, zieht sich an den Seilen hoch. Trevin dagegen versucht, sich den schmerzenden Arm zu schützen, kommt aber schon wieder auf die Beine. Beide taumeln, beide stehen. Doch jetzt ist es Drian Vanden, der mit einem klaren Blick nach vorne schaut. Die Fans in der RSW-Arena sind voll da – rhythmisches Klatschen, Sprechchöre, erste „Let’s go Vanden!“-Rufe brechen aus, als der Schwede sich aus Trevins Kontrolle befreit. Nach einem harten Tritt gegen den Oberschenkel und einem plötzlichen Uppercut zwingt er den Psychomaniac in die Defensive. Vanden lässt nicht locker, packt zu und hämmert Trevin mit einem wuchtigen Snap Suplex auf die Matte. Die Halle tobt!

 

Luke Miller: „Das ist der Drian Vanden, den man nicht unterschätzen darf – der Mann ist auf den Punkt da!“

 

Franky van Beuyten: „Und er hat Blut geleckt! Trevin hat gedacht, er kontrolliert das Ding – Pustekuchen!“

 

Trevin rollt sich keuchend in eine Ringecke, aber Vanden stürmt bereits hinterher – Corner Splash! Das ganze Gewicht des Schweden trifft Trevin mit voller Wucht, ehe dieser taumelnd in die Mitte des Rings stolpert… wo ihn Vanden sofort mit einem echten Kraftakt auflädt: Powerslam! Der Ring erbebt, der Referee ist zur Stelle:

 

ONE...

 

TWO...

 

KICKOUT!

 

Doch Vanden bleibt ruhig. Er richtet sich auf und blickt ins Publikum, das ihn lautstark unterstützt. Mit sicherem Griff packt er Trevin erneut, zieht ihn hoch – und zeigt die erste German Suplex-Kombination: Einmal… gehalten… der zweite German Suplex folgt… die Fans zählen mit… dreimal! Vanden hält die Brücke:

 

ONE...

 

TWO...

 

KICKOUT!

 

Franky van Beuyten: „Das war knapp!“

 

Luke Miller: „Trevin schaut gerade, wo oben und unten ist!“

 

Der „Psychomaniac“ rollt sich schwer atmend Richtung Seil, doch Vanden packt sofort das Bein, zieht ihn in die Mitte zurück und setzt den Leg Lock an – ein geschmeidiger Übergang in einen Figure Four Leg Lock! Das Publikum reißt die Arme in die Höhe, einige springen sogar auf – es ist ein ikonischer Moment, denn die Fans wissen genau, dass Drian Vanden für seine Submission-Technik gefürchtet ist.

 

Franky van Beuyten: „Er hat ihn! Er hat ihn! Der Figure Four sitzt! Das ist Vanden, wie er leibt und lebt – perfekt ausgeführt!“

 

Luke Miller: „Und jeder, der mal unter diesem Hold gesteckt hat, weiß: Das ist kein Griff, aus dem du einfach rausgehst – das brennt sich durch Fleisch und Knochen!“

 

Die Kamera zoomt auf Scott Trevins Gesicht. Die Miene verzerrt sich augenblicklich vor Schmerz, seine Zähne sind aufeinandergepresst, die Augen weit aufgerissen. Er hämmert mit beiden Fäusten gegen die Matte – nicht als Aufgabezeichen, sondern als Ausdruck purer Verzweiflung. Drian Vanden hingegen liegt flach auf dem Rücken, den Oberkörper erhoben, stützt sich auf die Ellbogen und zieht den Griff immer wieder nach – noch ein bisschen mehr Druck, noch ein bisschen präziser verdreht.

 

Die Fans feuern den Schweden mit Sprechchören an. Referee Al Sheppard ist auf Augenhöhe mit Trevin, fragt ihn immer wieder, ob er aufgeben will. Doch Trevin schüttelt verzweifelt den Kopf. Noch nicht. Nicht so.

 

Langsam stemmt sich Trevin mit dem Oberkörper nach hinten. Zentimeterweise. Seine Schultern berühren die Matte – Cover!

 

ONE…

 

TWO…

 

Im allerletzten Moment reißt Trevin die Schulter hoch, die Fans halten den Atem an.

 

Luke Miller: „Fast wär’s ein bitteres Ende gewesen – aber du siehst, wie kaputt er ist!“

 

Franky van Beuyten: „Wenn du in diesem Griff landest, hast du zwei Möglichkeiten: Aufgeben… oder irgendwie atmen und durchhalten, bis du den Druck umkehren kannst. Und das ist bei einem, der den Griff SO präzise zieht wie Vanden, ein Ding der Unmöglichkeit!“

 

Trevin sackt wieder zurück. Die Schultern auf der Matte – wieder ein Cover!

 

ONE… TWO… – wieder geht der Oberkörper hoch! Trevin beißt sich auf die Unterlippe, die Augen jetzt glasig, das Gesicht tiefrot. Die Seile sind weit entfernt. Der Schmerz dominiert alles. Vanden zieht erneut leicht nach – das Knie von Trevin ist nun in einem unmöglichen Winkel eingedreht.

 

Der schwedische Submission-Experte hält den Griff mit vollkommener Ruhe, als wäre es ein Teil seines eigenen Körpers. Sein Körper liegt flach, aber seine Oberschenkel drücken kontrolliert. Es ist höchste Grappling-Kunst.

 

Franky van Beuyten: „Ich muss das einfach sagen: Das ist ein Meisterwerk! Vanden zeigt hier, warum er als Technik-Genie gilt. Jeder Übergang, jede Gewichtsverlagerung – das ist wie aus der guten alten kanadischen Dungeon-Schule, dabei ist er doch Schwede!“

 

Langsam – ganz langsam – beginnt sich etwas zu verändern. Trevin, fast wie in Zeitlupe, verlagert seinen Körper nach links. Es ist ein Akt reiner Willenskraft. Zentimeterweise hebt er die Hüfte an. Seine Zähne fletschen vor Schmerz, die Adern treten am Hals hervor. Vanden merkt, was kommt – er stemmt sich dagegen, presst den Griff fester, doch Trevin setzt alles auf eine Karte.

 

Luke Miller: „Er will sich drehen – er hat es sich vorgenommen, und er geht durch die Hölle, um’s zu schaffen!“

 

Langsam – ganz langsam dreht sich der Körper von Scott Trevin zur Seite. Drian Vanden versucht, das Gewicht auf die richtige Flanke zu bringen, doch Trevin bäumt sich auf, die Muskulatur arbeitet wie bei einem Gewichtheber.

 

VOLLSTÄNDIGE DREHUNG!

 

Jetzt liegt Vanden auf dem Rücken, die Beine sind immer noch verschränkt, aber nun ist der Druck auf seinem Knie! Die Schmerzverzerrung in seinem Gesicht ist schlagartig sichtbar. Trevin kriecht ein paar Zentimeter vor, zerrt dabei mit letzter Kraft an Vanden – der plötzlich gegen das eigene Manöver arbeiten muss.

 

Franky van Beuyten: „Er hat’s geschafft! Er hat den Griff gekontert! Wie in einem Wrestling-Lehrbuch!“

 

Luke Miller: „So etwas siehst du nur, wenn zwei absolute Profis sich alles abverlangen!“

 

Vanden beißt sich nun seinerseits auf die Lippen. Er robbt mit den Händen vorwärts, kommt nah an die Seile – und dort greift er reflexartig hinein. Rope Break! Referee Al Sheppard zählt an – eins, zwei, drei… und jetzt löst sich der Griff.

 

Beide Männer liegen am Boden. Trevin mit schmerzverzerrtem Gesicht, das Knie stark angeschlagen, Vanden atmet schwer und rollt sich vorsichtig zur Seite, um sein eigenes Bein zu entlasten. Die Halle steht.

 

Franky van Beuyten: „Trevin hat sich gut rausgearbeitet!“

 

Die Kamera zeigt eine Totale der Arena – stehende Ovationen. Die Spannung ist greifbar. Drian Vanden rappelt sich auf, will nachsetzen. Er greift sich Trevins linken Arm, doch plötzlich stemmt sich Trevin mit einem animalischen Brüllen dagegen, drückt heraus und hebt Vanden einfach hoch - mit roher Kraft dreht Trevin seinen Gegner um und hämmert ihn mit einem massiven Powerslam auf die Matte. Die Fans stöhnen laut auf. Vanden krümmt sich, Trevin bleibt kurz auf einem Knie, keuchend, während sein rechtes Bein leicht zittert. Dann stampft er mit voller Wucht ein paar Mal auf die Matte, als wolle er es zum Funktionieren zwingen – ein Ritual, das fast schmerzhaft mitanzusehen ist.

 

Luke Miller: „Er tritt sich selbst wach! Der Typ ist komplett verrückt – aber er weiß genau, was er tut.“

 

Franky van Beuyten: „Der Psychomaniac kommt zurück. Und Drian Vanden wird das bitter zu spüren kriegen!“

 

Trevin steht nun wieder voll im Saft – er zerrt Vanden hoch, hämmert ihm einen massiven European Uppercut gegen das Kinn, der ihn zurück in die Seile schleudert. Von dort kommt Vanden zurück – und läuft direkt in eine Lariat, dass es ihn halb aus den Stiefeln hebt. Trevin bleibt stehen, atmet schwer durch, dann greift er sich erneut Vanden, zieht ihn grob hoch und rammt ihm ein Knie in die Rippen.

 

Franky van Beuyten: „Jetzt geht er dahin, wo es richtig weh tut, in die Rippen!“

 

Trevin whippt Vanden mit voller Wucht in die Ecke! Der Schwede prallt in die Polster, sackt zusammen. Doch Trevin hat nicht genug: Er sprintet los und fährt mit vollem Gewicht einen Running Back Elbow in die Ecke. Vanden taumelt nach vorn, bekommt direkt im Anschluss einen High Angle Back Suplex verpasst – sofort das Cover!

 

ONE...

 

TWO...

 

KICKOUT!

 

Trevin schaut zu Referee Al Sheppard, sagt nichts, aber sein Blick spricht Bände.

 

Luke Miller: „Trevin in dieser Phase ist wie ein Stromschlag – du weißt nicht, wann er kommt, aber wenn, dann trifft er dich hart.“

 

Jetzt reißt Trevin Vanden erneut hoch, hebt ihn mühelos in eine Art Spinebuster-Ansatz, macht einen halben Schritt zurück und schleudert Vanden mit voller Wucht auf die Matte.

 

Franky van Beuyten: „Der will hier heute ZERSTÖREN.“

 

Und in genau diesem Moment bleibt Trevin stehen, reckt die Arme zur Seite, dreht sich langsam zur harten Kamera – und streckt dann den Zeigefinger an die Schläfe. Ein wahnsinniges Grinsen.

 

Luke Miller: „Wenn er den Finger hebt, heißt das nichts Gutes. Drian Vanden ist in akuter Lebensgefahr.“

 

Scott Trevin geht nun auf Vanden los. Der Schwede ist angeschlagen, auf die Knie gesunken, den Oberkörper mühsam aufgerichtet. Doch Trevin kennt keine Gnade. Er packt Vanden am Hinterkopf, zieht ihn halb hoch – und rammt ihm einen brutalen Headbutt gegen die Stirn. Die Zuschauer winden sich bei dem dumpfen Aufprallgeräusch. Vanden sackt zurück in die Ecke. Kaum atmet er durch, knallt Trevin ihm die Stirn erneut an die eigene – noch härter, noch gezielter. Vanden taumelt aus der Ecke, will instinktiv auf die Beine kommen, aber Trevin ist schon wieder da. Mit beiden Armen holt er Schwung und verpasst ihm einen brutalen Faustschlag gegen den Halsbereich, der Vanden wie einen gefällten Baum zu Boden krachen lässt. Ohne große Verzögerung springt Trevin auf ihn, harte Schläge mit den Unterarmen, wild und ungezügelt. Al Sheppard geht dazwischen, zählt laut an:

 

„One! Two! Three! Four!“

 

Trevin rollt sich zurück, reißt die Arme hoch, steht sofort wieder und reckt die Faust zum Jubel hoch – auch die Fans, die ihn lautstark ausbuhen, können nicht leugnen, was für eine Zerstörungskraft in diesem Psychopathen steckt.

 

Franky van Beuyten: „Das hier ist pures Chaos. Vanden muss SOFORT reagieren, oder das wird sein erstes und letztes Match im Turnier!“

 

Trevin zieht Vanden am Nacken hoch, hebt ihn mit einem animalischen Laut hoch und stemmt ihn hoch zum Vertical Suplex – doch es ist kein regulärer Suplex. Stattdessen lässt er Vanden einfach aus fast zwei Metern platt auf den Rücken fallen. Dann geht er sofort ins Cover, presst beide Arme auf Vandens Brust.

 

ONE…

 

TWO…

 

KICKOUT!

 

Die Halle wird wieder laut. Vanden lebt noch. Vanden ist noch da.

 

Luke Miller: „Wenn Drian Vanden heute irgendwas braucht, dann ist es die Energie dieser Leute – denn Scott Trevin will ihn nicht pinnen, der will ihn kaputtmachen!“

 

Und genau das spürt auch das Publikum. Sie stehen auf, sie rufen den Namen des Rückkehrers.

 

„VANDEN! VANDEN! VANDEN!“

 

Scott Trevin steht über ihm, schnauft, schaut genervt ins Publikum. Dann tritt er Vanden in den Rücken, lässt ihn noch mal auf die Knie sinken. Doch der Schwede richtet sich langsam auf, die Hände auf den Oberschenkeln abgestützt.

 

Franky van Beuyten: „Er steht wieder… Der Kerl steht WIEDER!“

 

Scott Trevin will nachsetzen. Er schnauft, seine Haare kleben an Stirn und Wangen, die Brust hebt und senkt sich heftig. Wieder zieht er Vanden am Nacken hoch, wieder will er ihm den nächsten Schlag verpassen. Doch dieses Mal… zuckt Vanden mit einem Mal hoch!

 

Ein kräftiger Uppercut aus dem Nichts lässt Trevin kurz zurücktaumeln – die Halle reagiert sofort. Vanden bleibt an ihm dran. Ein harter European Uppercut – dann noch einer – dann noch einer! Trevin wankt! Vanden feuert sich selbst an, reißt die Arme hoch, das Publikum rastet aus.

 

„VANDEN! VANDEN!“

 

Luke Miller: „Er lebt! Der Mann lebt!“

 

Franky van Beuyten: „Und er feuert sich selbst an! Das ist pure Willenskraft!“

 

Trevin kontert mit einem wilden Schlagversuch – doch Vanden taucht unter! Er schießt in die Seile, kommt mit Tempo zurück, Springboard Elbow – NEIN! Trevin fängt ihn ab! Er will zum Backdrop ausholen – doch Vanden landet auf den Füßen hinter ihm! Das Publikum steht komplett!

 

Trevin dreht sich um – UND DANN KNALLT DER VANDENOR!

 

„YEEEEEEEEEEEAH!“

 

DER SUPERKICK TRIFFT DAS KINN VON SCOTT TREVIN!

 

Franky van Beuyten: „DER VANDENOR! ER HAT IHN GETROFFEN!!“

 

Vanden fällt auf Trevin, alles, was er hat, wirft er ins Cover, hakt das Bein ein - Al Sheppard rutscht in Position.

 

ONE!

 

TWO!!

 

THREE!!!

 

Sieger nach 15:40 Minuten via Pinfall: Drian Vanden

 

DING DING DING!!!

 

 

Die Halle explodiert – Schilder fliegen hoch, Fans springen auf, recken die Fäuste gen Himmel, als wäre gerade ein Wunder geschehen.

 

Luke Miller: „UNGLAUBLICH!! VANDEN GEWINNT!! DRIAN VANDEN GEWINNT!!!“

 

Franky van Beuyten: „ER IST IM HALBFINALE!! ER STEHT IM HALBFINALE BEI FULL FORCE IMPACT!! WAS FÜR EIN COMEBACK! WAS FÜR EIN MAIN EVENT!“

 

Drian Vanden rollt sich zur Seite, die Hände vors Gesicht gepresst, unfassbar erschöpft – aber der Jubel trägt ihn. Al Sheppard hebt seinen Arm in die Höhe, das Publikum erzeugt ohrenbetäubenden Lärm.

 

Luke Miller: „DAS IST RISING STAR WRESTLING! JEDE WOCHE PACKENDE ACTION UND DICKE ÜBERRASCHUNGEN!!“

 

 

 

Das Bild wechelt von einem erschöpft jubelnden Drian Vanden zurück ins RSW-Studio. Auf dem Bildschirm im Hintergrund läuft in Zeitlupe noch einmal der Vandenor – der blitzschnelle Superkick, der Scott Trevin auf die Matten beförderte. Dann wird das Bild kleiner, der Jubelton langsam ausgeblendet, und Vic Vaughn erscheint im Studio, aufrecht hinter seinem Pult, die grün-weiß-schwarze LED-Leiste unter ihm blinkt in festlichem Rhythmus.

 

„Meine Damen und Herren, was. für. ein. Moment! Drian Vanden ist zurück – und wie! Mit einem Sieg über niemand Geringeren als den gefährlich unberechenbaren Scott Trevin zieht der Mann aus Stockholm tatsächlich ins Halbfinale des Full Force Titelturniers ein!“

 

Ein kurzer Rückblick zeigt Halo, wie er François LeGrand aus dem Turnier warf – seine massige Silhouette, der brutale „Pool of Agony“, LeGrands abklopfende Hand.

 

„Halo ist der andere Teilnehmer, der bereits für das Halbfinale bei Full Force Impact feststeht und konnte heute mit einer beeindruckenden Leistung seine Ansprüche auf das Gold untermauern. Und das war erst der Anfang. Denn nächste Woche bei Hard Wired #98 stehen uns zwei weitere Kracher bevor: Zum einen trifft der unermüdliche Phil Turner auf den furchteinflößenden Ghodirah. Und im zweiten Viertelfinale bekommt J-Starr seine Chance, sich gegen Jack Vegas zu beweisen – einen Mann, den viele für den Top-Favoriten auf den Titel halten.“

 

 

Wer wird sich die letzten beiden Halbfinal-Tickets sichern? Wird Turners Erfahrung ausreichen, um Ghodirahs Wahnsinn zu bändigen? Kann J-Starr den großen Schritt gehen oder wird Jack Vegas seiner Favoritenrolle gerecht?“

 

Er richtet sich auf, lässt den Blick einen Moment zur Kamera schweifen.

 

„Das Turnier, um den neuen Full Force Champion zu krönen ist im vollen Gange. Heute gab es schon zwei Sieger, die sich den Weg ins Halbfinale gebahnt haben. Halo. Drian Vanden. Wer folgt ihnen? Das erfahren wir bei der nächsten Ausgabe von Hard Wired! Mein Name ist Vic Vaughn – das war es für heute, bleiben Sie sportlich!“

 

 

 

Fade-Out, RSW-Logo.

 

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